Aus diesem Grund geht das Reiss Profile weniger von den Selbstbildern oder Fremdbildern aus, sondern beschäftigt sich mehr mit dem Ausmaß der Selbst- und Fremdwahrnehmungstendenzen, welche den verschiedenen Ausprägungen in den Motiven und Gegensätzen entspringen.
In Verbindung mit eigenen Interessen, Lebensmotiven und Wünschen, werden diese Tendenzen festgelegt. Man spricht von motivationaler Selbstbezogenheit oder auch Self-Hugging, wenn es darum geht, dass die Wahrnehmung der Umwelt und Mitmenschen, den Tendenzen entsprechend gesteuert wird. Mit anderen Worten: Die Individualität der Mitmenschen wird nur bedingt akzeptiert, da man in erster Linie diese Maßstäbe anwendet, welche auf einen selbst abgestimmt sind.
Sicherlich besteht eine gewisse Toleranz gegenüber anderen Menschen, etwa in puncto Lehren, Wertvorstellungen, Zielen oder Äußerlichkeiten, allerdings besteht eine natürliche Neigung zu erwarten, dass die Denkweisen, Empfindsamkeit oder Handlungsweisen übereinstimmen sollten.
Man mag womöglich nicht verstehen, weshalb ein Mensch sich besonders ausgiebig um seine Kinder kümmert, ohne jemals abzuschalten. Womöglich mag man diesem Menschen raten, einfach einmal alles hinter sich zu lassen und Spaß zu haben, oder man reagiert sogar auf eine gewisse bestimmende Weise und verlangt dies von diesem Menschen. Solche Kleinigkeiten können sich bis zu Auseinandersetzungen fortführen, da ein Unverständnis beidseitig besteht und tatsächlich der Rat für diese Person keineswegs hilfreich ist. Der Ratgeber mag sich distanzieren mit der Annahme, es wäre gar keine Hilfe erwünscht. Differenzen sind die Folge von gegenseitigem Unverständnis gegenüber der unterschiedlichen Empfindungen, in einem gleichen Thema.
Letzte Aktualisierung am 09.06.2011.