Die Astrologie geht davon aus, dass die Stellung von Sonne, Mond und Planeten zur Erde zum Zeitpunkt der Geburt die Persönlichkeit eines Menschen entscheidend beeinflussen. Wissenschaftler lehnen diese Lehre rigoros ab. Eine Studie, die man an der Semmelweis Universität in Budapest erstellte, lässt nun dennoch vermuten, dass die Jahreszeit der Geburt durchaus von Bedeutung ist.
Zwar wurde mit dieser Dokumentation nicht die Sinnhaftigkeit von Horoskopen wissenschaftlich belegt. Allerdings ließen sich anhand der Untersuchung von über 400 Probanden einige interessante Zusammenhänge aufdecken, wie die ungarische Studienleiterin Xenia Gonda auf einem Fachkongress im Oktober 2014 in Berlin unterstrich.
Untersucht wurde beispielsweise SAD, eine Art jahreszeitlich bedingter emotionaler Funktionsstörung oder Depression, die Millionen von Menschen im Winter befällt, wenn die Tage kürzer sind. Noch ist nicht genau bekannt, wie sich der Mangel an Sonnenlicht auf das Gehirn auswirkt. Vermutlich stellt sich dann ein Mangel an dem Hormon Serotonin ein und der Tag-Nacht-Rhythmus wird gestört. Möglicherweise haben solche Schwankungen während einer Schwangerschaft auch Auswirkungen auf den Fötus.
Biochemische Studien zeigten, dass die Geburts-Jahreszeit einen entscheidenden Einfluss auf bestimmte Neurotransmitter wie Dopamin und Serotonin hat. Entsprechend fällt oder steigt die Wahrscheinlichkeit, im späteren Leben das Opfer starker Stimmungsschwankungen zu werden.
Für die Studie zog man ungarische Studenten heran, die über ihre Geburtstage und ihre persönlichen Eigenheiten und ihr Temperament befragt wurden. Einige überraschende Trends traten dabei zu Tage:
Während Frühlings-Geborene überwiegend über ein überschwänglich-positives Lebensgefühl verfügen, sind Sommer-Kinder in ihrer Stimmung eher schwankend. Am stabilsten und am wenigsten irritierbar sind offenbar die Persönlichkeiten von Winter-Geborenen.
Eine weitere aktuelle Studie zu diesem Thema wurde kürzlich von Forschern der Harvard-Universität publiziert: Hier liegen die Ergebnisse einer Langzeitstudie an 21.000 Jungen und Mädchen auf der ganzen Welt zugrunde. Die Ergebnisse zeigen, dass die Unterschiede der jeweiligen Geburts-Jahreszeit sich im Wachstum und auch in den mentalen Fähigkeiten der Babys niederschlagen.
Getestet wurden die Kinder jeweils nach der Geburt, im Alter von acht Monaten und später mit vier und sieben Jahren.
Winter- und Frühlings-Babys waren bei der Geburt wesentlich größer und schwerer als Sommer-Geborene und hatten im Alter von sieben Jahren einen größeren Kopfumfang. Auch ihre neuro-kognitiven Messwerte waren auffallend besser.
2002 verkündete ein Wissenschaftlerteam vom Max-Planck-Institut für demographische Forschung, dass Herbst-Geborene länger leben sollen als Frühlings-Geborene und auch im Alter seltener krank werden.
All diese Unterschiede führte man auf den Einfluss von Sonne, Tageslicht, Ernährung der Mutter während der Schwangerschaft zurück.
Allzu ernst sollte man diese Ergebnisse aber nicht nehmen, und sie keinesfalls isoliert betrachten. Viele Faktoren spielen bei der Entwicklung eines Menschen und seiner charakteristischen Eigenschaften eine bedeutende Rolle: Neben Ernährung und Klima entscheiden das soziale Umfeld, sozio-ökonomische Faktoren, die Gesundheit der Eltern und genetische Voraussetzungen mit über Wesen, Intellekt und Konstitution.
aktualisiert am 02.06.2015