Es zeigt sich, dass die Rolle eines Kindes innerhalb der Familie, in die es hineingeboren wird, die persönliche Entwicklung auch im Hinblick auf den Charakter maßgeblich prägt. Je nach vorhandener Konstellation kommt dem Sprössling in seinem sozialen Umfeld eine bestimmte Aufgabe zu. So konzentriert sich die Zuneigung vieler Erwachsener naturgemäß sehr auf ein Einzelkind. Ältere Geschwister hingegen werden häufig mit in die Beaufsichtigung und Erziehung der jüngeren Kinder mit einbezogen. Von diesen Erwartungshaltungen gegenüber dem Kind gehen Einflüsse auf dessen Persönlichkeit aus, die sich in Untersuchungen nachweisen ließen.
Durch die Verantwortung, die ältere Kinder gegenüber ihren jüngeren Geschwistern bereits früh übernehmen (müssen), neigen diese dazu, auch im späteren Leben Führungsaufgaben wahrzunehmen und zeichnen sich durch Zuverlässigkeit und Durchsetzungsvermögen aus. Kinder, die zwischen älteren und jüngeren Geschwistern aufwachsen, nehmen hingegen häufig eine Vermittlerrolle wahr. Diese schult ihr Mediationsgeschick, nicht aber ihre Führungsqualitäten. In der Berufswelt sind diese Menschen dann zwar gefragte Schlichter, arbeiten sich aber eher selten in eine leitende Funktion hoch. Oft ist dies aber auch nicht ihr persönliches Ziel. Am unteren Ende der Geschwisterschar, bei den Nesthäkchen, sieht es wieder anders aus: Als jüngstes Mitglied der Familie sind sie es gewohnt, eher weniger durch Tatendrang zum Allgemeinwohl beitragen zu müssen. Stattdessen werden sie eher verwöhnt und lernen daher früh, sich durch Charme durchzusetzen und ihre Ziele zu erreichen. Auch im späteren Leben hilft ihnen diese Eigenschaft weiter.
Nun noch ein paar Worte zu den angeblich verwöhnten Einzelkindern. Sie wachsen in einer Umgebung heran, die zumindest in familiärer Hinsicht mehrheitlich aus Erwachsenen besteht. Dadurch eignen sie sich schon früh ein reifes Weltverständnis an, dass auch mit einer guten Portion Selbstvertrauen einhergeht. Für Außenstehende kann hierdurch der Eindruck des Verwöhntseins entstehen. Doch Einzelkinder bekommen auf der anderen Seite auch die volle Wucht der elterlichen und großelterlichen Erwartungen zu spüren, die sich in anderen Familien auf mehrere Geschwister verteilt. Erwartungsdruck und persönlicher Ehrgeiz spielen zusammen und verlangen den Einzelkindern eine erhöhte Leistungsfähigkeit ab. Dadurch besteht aber auch die Gefahr einer Überforderung.
Letzte Aktualisierung am 24.08.2011.