Die anfangs sicher sehr starke Reue treibt nicht wenige Menschen dazu, den
Seitensprung sofort zu beichten. Dies scheint im ersten Moment die einzige Möglichkeit zu
sein, sich des schlechten Gewissens zu entledigen. Doch dieser Schritt will wohl überlegt
sein, kann es doch passieren, dass man den Partner mit der ungeschminkten Wahrheit
schockiert, vor den Kopf stößt und somit noch mehr verletzt. Das soll nicht heißen, dass
Heimlichtuerei besser als die Wahrheit ist, doch eine unüberlegte Beichte kann unter
Umständen besonders rücksichtslos und unnötig kränkend für den anderen Teil sein. Eine
Impulsentscheidung ist daher keine gute Idee, das Verhalten nach einem fremden One-
Night-Stand will wohl überlegt sein.
Wichtig ist, dass man sich in die Sichtweise des Partners oder der Partnerin hineinversetzt
und versucht, deren Position zu verstehen, bevor die Entscheidung für das weitere
Vorgehen fällt. Es mag Beziehungen geben, die durch das Unausgesprochene
gestützt werden und in denen nicht alles gleich auf das Tapet gebracht werden sollte.
Möglicherweise führt diese Überlegung zu der Erkenntnis, dass der Partner die Wahrheit
im Augenblick nicht verkraften könnte oder mit ihr einfach lieber nicht konfrontiert werden
möchte. Dann ist Schweigen möglicherweise die bessere Alternative. Zumindest für den
Moment. Dass man dann selbst mit seinem schlechten Gewissen umgehen muss, mag
unangenehm sein, doch schließlich kam diese Situation ja nicht unverschuldet zustande.
Eine rücksichtslose Beichte erscheint zwar für einen selbst in einem solchen Moment als
angenehme Entlastung, kann aber die Qualen womöglich auf den Partner übertragen. Das
ist egoistisch. Bevor man den Partner mit der eigenen Untreue konfrontiert, sollte man sich
nicht zuletzt überlegen, wo die Gründe für den Seitensprung liegen und ob ein Festhalten
an der Beziehung überhaupt sinnvoll ist. Es gilt die Regel, impulsive Handlungen tunlichst
zu vermeiden.
Bei einer offenen Beziehung, deren Bestandteil es ist, dass die Partner mit Dritten Sex
haben, sieht die ganze Sache selbstredend völlig anders aus. Hier gehört die Offenbarung
der sexuellen Erfahrungen mit fremden Partnern quasi zu dem Vertrauensverhältnis
innerhalb der Beziehung. Meist gibt es klare Regeln für den Umgang mit diesem Thema
und dann ist eine Tabuisierung oder ein Verschweigen in den meisten Fällen fehl am
Platze. Doch auch das Preisgeben jedes einzelnen Details kann unerwünscht sein.
Hierzu sollten die Partner in einer offenen Beziehungskonstellation im Vorfeld genaue
Absprachen treffen, um einander nicht zu verletzen.
Letzte Aktualisierung am 25.01.2011.