Psychologen sagen, dass gerade die Harmonieerwartung, die wir traditionell an das
Weihnachtsfest haben, zu vielen der eben erwähnten Streitigkeiten führt. Die gefühlte
Verpflichtung, Weihnachten mit den Liebsten zu verbringen und ein harmonisches
Miteinander quasi zu erzwingen, führt zu Stress und Stress führt praktisch immer
zu Konflikten. Besonders jüngere Menschen fühlen sich zwischen dem Besuch bei
Eltern, Schwiegereltern und Großeltern hin und her gerissen und neigen dazu, diese
Angespanntheit dann auf die weihnachtliche Stimmung zu übertragen.
Dabei ist es gar nicht so schwierig, ein friedvolles, stressfreies und harmonisches
Weihnachtsfest zu feiern. Wichtig ist, dass sich die Familie bereits im Vorfeld einig ist, wie
die Feiertage verbracht werden sollen. Vielleicht sind die zahlreichen Besuche unnötig,
wenn alle an einem Ort gemeinsam feiern. Dadurch wird der weihnachtliche Reisestress
vermieden, der besonders für Kinder nicht besonders schön ist. Zweiter Punkt:
Vorbereitung. Alles, was an Weihnachten erledigt werden muss, also beispielsweise die
Zubereitung des Festtagsmenüs, will im Vorfeld gut durchgeplant sein. Dann können am
Feiertag selbst alle mit anpacken.
Harmonie ist schön. Doch wer erwartet, dass sich unausgesprochene Probleme und
ungelöste Streitigkeiten in Luft auflösen, nur weil eben zufällig Weihnachten ist, bewirkt
genau das Gegenteil. Grundsatzdiskussionen sind bei einem Familienfest fehl am Platze
und können schnell die Festtagsstimmung zerstören. Viel wichtiger ist es da, sich gerade
bei großen Familienzusammenkünften einmal aus dem Trubel zurückziehen zu können.
Das kann zum Beispiel bei einem gemütlichen Winterspaziergang sein. Wer ständig mit
den Lieben auf engstem Raum sitzt, kann die harmonische Stimmung nicht lange aufrecht
erhalten. Kinder und Jugendliche sollten zudem die Möglichkeit haben, sich auch abseits
von Familiengesprächen zu beschäftigen, zum Beispiel durch gemeinsame sportliche
Aktivitäten oder mit einem Gesellschaftsspiel. Langeweile führt nämlich in der Regel zu
Unzufriedenheit und diese schafft wiederum den Nährboden für einen handfesten Streit.
Am wichtigsten ist es in der Tat, unnötigen Stress zu vermeiden. Man sollte sich an den
Weihnachtsfeiertagen nur auf sich, die Familie und die Dinge konzentrieren, die wirklich
unaufschiebbar sind. Alles, was auch noch nach den Festtagen erledigt werden kann,
hat unter dem Weihnachtsbaum keinen Platz und stellt vermeidbaren Stress dar. Man
sollte viel lieber die Gelegenheit nutzen, in aller Ruhe und ohne Zeit- und Termindruck
die schönste Zeit des Jahres mit der Familie und den Freunden verbringen zu können.
Möglichkeiten, in Stress zu verfallen und sich unter Druck zu setzen, bietet das restliche
Jahr noch ausreichend.
Letzte Aktualisierung am 22.12.2010.