Wer lacht nicht über Pannenvideos, die es in einer Vielzahl im Fernsehen und Internet zu sehen gibt? Wenn anderen etwas schlechtes widerfährt, empfinden wir Schadenfreude. Wir sind sogar dann amüsiert, wenn wir selbst überhaupt nicht von dem Missgeschick der anderen Person profitieren. Eine japanische Studie hat zudem bestätigt, dass wir uns besonders dann über den Schaden anderer freuen, wenn wir zuvor Neid empfinden, weil die Person besonders gutaussehend oder erfolgreich ist.
Besonders ausgeprägt ist Schadenfreude dieser und anderer Untersuchungen zufolge dann, wenn das Opfer des Missgeschickes sich gerade in einem Bereich auszeichnet, der dem schadenfrohen Menschen wichtig und in dem er oder sie vielleicht nicht so gut ist. Ein verkannter Künstler wird sich demnach in erster Linie über den Schaden desjenigen freuen, der mit seiner Kunst sonst bei seinen Mitmenschen auf Gegenliebe stößt und entsprechend erfolgreich ist. Finanziell nicht gar so gut aufgestellte Menschen kosten ein Missgeschick von reichen Menschen besonders aus.
Rein medizinisch betrachtet löst Schadenfreude eine Reaktion im Belohnungszentrum des Gehirns, dem Striatum, aus. Hier zeigen im Normalfall Drogen, sexuelle Reize oder Süchte wie zum Beispiel das Glücksspiel Wirkung. Schadenfreude führt eigentlich nicht dazu, dass wir uns besser, sondern dass wir uns eher weniger schlecht fühlen. Wenn vermeintlichen Tausendsassas etwas Negatives widerfährt, wird aus dem Überflieger ein Normalo und die Normalos fühlen sich dadurch weniger erfolglos. Das wirkt entlastend und fördert die Motivation.
Forscher fanden zudem heraus, dass zwischen Schadenfreude aus Neid und solcher aus persönlicher Antipathie ein Unterschied besteht. Kann man jemanden überhaupt nicht leiden, empfindet man, dass der- oder diejenige den Schaden verdient hat, der ihm entstanden ist. Auch, wenn einem selbst - zumindest vermeintlich - ein Unrecht widerfahren und eine andere Person dadurch besser weggekommen ist (zum Beispiel durch Schummelei im Spiel), ist das Gefühl der Schadenfreude besonders ausgeprägt, wenn der Widersacher anschließend auf die Nase fällt. Schadenfreude kann auch eine ganze Gruppe von Menschen gemeinsam empfinden, wie Wissenschaftler in entsprechenden Studien herausfanden. So freut sich eine ganze Nation über die Niederlage der Nationalmannschaft eines ungeliebten anderen Landes bei einem Turnier, selbst wenn das eigene Team bereits viel früher ausschied. Auch hier zeigt sich: Ein direkter Wettbewerb zwischen dem Unglücklichen und dem Schadenfrohen ist nicht zwingend erforderlich.
In einer Versuchsreihe mit Kindern fand man heraus, dass Schadenfreude ein erlerntes Gefühl ist, dass der Mensch sich im Grundschulalter aneignet. Kinder zwischen vier und acht Jahren wurde erlaubt, das Getränk eines Erwachsenen mit ungenießbarem Zitronensaft zu vertauschen. Während die kleineren Kinder das Gegenüber zu warnen versuchten, konnten sich die älteren Probanden köstlich über das Missgeschick des Trinkenden amüsieren. Eine Erklärung hatten die Forscher sofort parat: Erst in der Schule wird die Behauptung der eigenen Stärken innerhalb einer untereinander konkurrierenden Gruppe bedeutend. Und wo Konkurrenz herrscht, da gibt es auch die Freude über das Versagen anderer. Schadenfreude ist also nicht angeboren, sondern wird im Laufe der gesellschaftlichen Entwicklung Teil einer jeden menschlichen Persönlichkeit.
Letzte Aktualisierung am 03.11.2010.