Der Transvestismus beschreibt die Vorliebe eines Menschen, Kleidung zu tragen, die in der Regel dem anderen Geschlecht zugeordnet wird. Dabei ist Transvestismus sowohl bei Frauen als auch bei Männern zu finden und steht nicht in Verbindung mit der sexuellen Neigung (Homo- oder Heterosexualität). Vielmehr dient der Transvestismus dem Ausdruck einer individuellen Geschlechtsidentität, also der psychisch empfundenen Geschlechtszugehörigkeit eines Menschen.
Der Transvestismus wird in verschiedenen diagnostischen Katalogen den Sexualstörungen zugeordnet. Ist der Transvestismus bei einem Menschen so vorhanden, wie oben beschrieben, spricht man im Rahmen der Sexualstörung von einer Störung der Geschlechtsidentität.
Ebenso kann es aber der Fall sein, dass ein Tragen von Kleidungsstücken des anderen Geschlechts bei einem Betroffenen zu sexueller Erregung führt oder der Wunsch besteht, dauerhaft ein anderes Geschlecht anzunehmen. Dient das Tragen entsprechender Kleidung dem Erlangen sexueller Erregung, wird der Transvestismus in der psychiatrischen Diagnostik nicht als Störung der Geschlechtsidentität, sondern als Paraphilie betrachtet: Die Paraphilie beschreibt ein Bevorzugen gesellschaftlich ungewöhnlicher Dinge oder Situationen, um zu sexueller Erregung zu gelangen.
Zu betonen ist allerdings, dass in der Psychiatrie hier nur von einer Störung gesprochen wird, wenn die sexuelle Neigung bei einem Betroffenen zu ausgeprägtem Leid oder zu deutlichen Beeinträchtigungen in der Lebensführung führt. In vielen Fällen bringt Transvestismus aber keinen hohen Leidensdruck mit sich und lässt sich in das Leben eines Betroffenen integrieren.