Im Rahmen einer Multiplen Persönlichkeitsstörung - auch als Dissoziative Identitätsstörung bezeichnet - kommt es bei einem Menschen zu einer Aufspaltung der eigenen Persönlichkeit in mehrere Persönlichkeiten bzw. Identitäten. In der Regel ist es dabei so, dass diese verschiedenen Identitäten jeweils nicht von der Existenz der anderen Identitäten wissen: Die Erinnerungen einer Persönlichkeit sind den anderen Persönlichkeiten nicht zugänglich. Im Wechsel kontrolliert jeweils eine Identität die Handlungsweisen und die Wahrnehmung eines Betroffenen - die Persönlichkeiten treten nicht gemeinsam zum Vorschein.
Bei der Multiplen Persönlichkeit existieren eine sogenannte Hauptpersönlichkeit, deren Identität ein Betroffener während der meisten Zeit lebt und mindestens eine weitere Persönlichkeit. Die Hauptpersönlichkeit wird gelegentlich auch als ‚host‘ bezeichnet, was aus dem Englischen übersetzt ‚Gastgeber‘ bedeutet. Im Schnitt spricht man von circa acht bis zehn Persönlichkeiten, die sich bei einem Patienten im Rahmen einer Multiplen Persönlichkeitsstörung entwickeln. Die einzelnen Identitäten können dabei jeweils eigene Aufgaben übernehmen und können sich auch hinsichtlich Geschlecht oder Lebensalter unterscheiden.
Häufige Ursachen für die Entwicklung einer Multiplen Persönlichkeit sind schwere Traumata (also tiefe und anhaltende psychische Verwundungen) - beispielsweise durch körperlichen oder sexuellen Missbrauch oder durch Kriegserlebnisse. Man geht davon aus, dass damit verbundene nicht bewältigte Erinnerungen an die verschiedenen Persönlichkeiten gebunden werden - so kann die Hauptpersönlichkeit vor diesen Aspekten geschützt werden.
Um die Diagnose einer Multiplen Persönlichkeit zu stellen, muss ausgeschlossen werden, dass die Spaltung der Identität auf Erkrankungen des Gehirns oder auf den Konsum von Drogen zurückzuführen ist.
Häufig gesellen sich zur Erkrankung der Multiplen Persönlichkeit weitere psychische Störungen wie beispielsweise Ängste, Depressionen oder Essstörungen. Da die verschiedenen Identitäten keine Erinnerungen aneinander haben, kann es vorkommen, dass die Multiple Persönlichkeitsstörung durch den Betroffenen zunächst nicht erkannt wird. In einigen Fachkreisen ist es umstritten, ob die Multiple Persönlichkeitsstörung als eigenständige psychische Erkrankung anzusehen ist.