Menschen mit einem hohen Übergewicht haben eine Fettsucht (Fettleibigkeit, Adipositas, Obesitas). Von der Definition her ist jemand fettleibig, wenn der Body-Mass-Index (BMI, Körper-Masse-Index) bei einem Wert über 30 liegt. Bei einem BMI zwischen 25 und 30 gelten Menschen lediglich als übergewichtig. Das Problem der Fettsucht hat in den letzten Jahrzehnten fast überall auf der Welt zugenommen - im wahrsten Sinne des Wortes. Die gute Verfügbarkeit von kalorienreicher Nahrung, die mangelnde Bewegung und die menschliche Veranlagung sind wesentliche Ursachen.
Doch auch psychische Einflüsse spielen oft eine Rolle („Frustessen", „Stress-Essen", Essen als Ersatz für die Zuwendung von anderen Menschen). Die Fettsucht gehört damit zu den Essstörungen. Fettleibigkeit stellt ein großes Gesundheitsrisiko dar, denn es stellen sich oft schwere bis lebensbedrohliche Folgeerkrankungen ein. Des Weiteren kann es zu psychischen Folgen wie einem verminderten Selbstwertgefühl, Depressionen und einer sozialen Benachteiligung kommen.
Ein Übergewicht entwickelt sich, wenn ein tierischer Organismus mehr Energie in Form von Nahrung aufnimmt als er verbraucht. Diese einfache Formel lässt sich beim Menschen auf viele verschiedene Gründe und Einflussfaktoren ausweiten.
Einer der Gründe, warum sich Übergewicht und Fettleibigkeit ausbreiten, liegt in den Erbanlagen. In der Vorgeschichte des Menschen waren Energiereserven und damit gefüllte Fettspeicher ein Überlebensvorteil, da Hungerepisoden besser überstanden werden konnten. In der heutigen Welt ist dies nicht mehr notwendig, aber trotzdem besteht die Tendenz bei einem großen Teil der Menschen, sich Fettpolster anzufuttern. Vermutlich wird die Veranlagung auch speziell über Gene weitergegeben, denn in vielen Familien häuft sich die Fettsucht.
Die moderne Lebensweise passt nicht zu dieser genetischen Programmierung der Menschen. Energiereiches Essen, zucker- und alkoholhaltige Getränke sind praktisch überall einfach erhältlich. Dagegen ist bei vielen Menschen ein Mangel an körperlicher Bewegung zu verzeichnen. Die zu viel zugeführte Energie wird nicht mehr durch körperliche Betätigung verbrannt.
Kalorienreiche Nahrungsmittel sind sehr weit verbreitet. Fast Food erfreut sich starker Beliebtheit, enthält aber oft sehr viele Kalorien und viel Fett auf einem geringen Volumen. In Softdrinks wie Cola, aber auch Säften, sowie in alkoholischen Getränken stecken ebenfalls viel mehr Kalorien, als die meisten Menschen denken. Und zwischendurch werden dickmachende Snacks wie Chips und Schokolade von vielen Menschen verspeist, ohne nachzudenken. Zudem werden die durchschnittlichen Portionen immer größer. Außerdem können Geschmacksverstärker eine Rolle spielen.
Zum Ausgleich fehlt bei vielen Personen die körperliche Bewegung. Das gilt sowohl für das alltägliche Leben als auch für die Bereitschaft zum Sport. Der Tag besteht oft nur aus sitzender Büroarbeit, die Wege werden mit dem Auto getätigt und in der Freizeit wird vor dem Fernseher oder dem Computer gehangen oder gefaulenzt.
Nicht selten spielen psychische Ursachen eine Rolle bei der Fettsucht. Bei manchen führt fehlende menschliche Wärme dazu, das Essen als Ersatzbefriedigung anzuwenden. Ebenso kann in Stressphasen, bei Sorgen, bei Schlafmangel oder auch bei Langeweile ein unbedachtes, übermäßiges Essen auftreten. Spezielle Essstörungen können sich entwickeln. Ein Übergewicht kann bei einer Bulimie (Ess-Brech-Sucht) und vor allem beim Binge Eating (Störung mit Heißhungerattacken) auftreten. Ferner gibt es ein so genanntes Night Eating Syndrome, bei dem Betroffene tagsüber normal bis wenig essen, dafür aber nachts Hunger bekommen und viel zu sich nehmen.
Allerdings können auch körperliche Erkrankungen eine teils erhebliche Gewichtszunahme bedingen. Allen voran gilt dies für Hormonstörungen wie ein Cushing-Syndrom (zu hoher Spiegel von Cortison im Blut) oder eine Schilddrüsen-Unterfunktion.
Weitere mögliche Ursachen, an Gewicht zuzunehmen, sind Schwangerschaft, fehlende Bewegungsmöglichkeit bei angeordneter Bettruhe oder das Aufhören mit dem Rauchen.
Vorgänge im Körper verstärken die Neigung, ein Übergewicht zu entwickeln. Ein ausreichend „gefülltes" Fettgewebe gibt das Hormon Leptin ab, um zu signalisieren, dass genügend Nahrung aufgenommen wurde. Ein Sättigungsgefühl stellt sich ein. Bei Übergewichtigen funktioniert dieser Regelkreis nicht mehr so gut. Es kommt zu einer Art Sucht. Bei einer kalorienarmen Ernährung wird außerdem der Energieverbrauch gedrosselt, was es dem Körper noch schwerer macht, bei Diäten überschüssige Pfunde loszuwerden.
Ein Übergewicht besteht bei einem Body-Mass-Index (BMI) zwischen 25 und 30. Eine Adipositas (Fettsucht, ausgeprägtes Übergewicht) besteht ab einem BMI von 30, eine extreme Adipositas ab BMI 40. Der Body-Mass-Index (BMI, Körper-Masse-Index) errechnet sich aus dem Körpergewicht, das in Beziehung zur Körpergröße gesetzt wird. Mit dieser Formel kann grob abgeschätzt werden, in welchem Rahmen sich das Körpergewicht bewegt und wie gefährdet die Gesundheit des Patienten ist.
Aber nicht nur der Body-Mass-Index (BMI) spielt eine Rolle, sondern auch die Fettverteilung. Zu viel Bauchfett ist besonders ungesund. Als eine bauchbetonte Fettsucht gilt ein Taillenumfang über 88 Zentimetern bei Frauen beziehungsweise über 102 Zentimetern bei Männern. Das Risiko für Folgeerkrankungen der Fettleibigkeit (Adipositas) ist dann stark erhöht.
Übergewicht und Adipositas sind in der Bevölkerung weit verbreitet. Der Anteil der Menschen in Deutschland, die übergewichtig oder fettleibig sind, nimmt seit Jahrzehnten stetig zu. Etwa die Hälfte der Erwachsenen hat ein Übergewicht, etwa jeder fünfte hat eine Adipositas. Doch auch viele Kinder und Jugendliche sind schon betroffen. In den internationalen Statistiken ist Deutschland ziemlich weit oben dabei, doch einige Länder haben einen noch größeren Anteil an Übergewichtigen, z. B. die Vereinigten Staaten. In diesen reicheren Ländern zeigt sich interessanterweise, dass bei den sozial Schwachen die Fettsucht stärker verbreitet ist als bei anderen Teilen der Bevölkerung. Stark im Kommen ist die Fettsucht auch in den aufstrebenden, so genannten Schwellenländern wie Mexiko.
Übergewichtige und vor allem Fettleibige müssen mit gravierenden Folgen für ihre Gesundheit rechnen. Mit dem Körpergewicht steigt das Risiko für schwere Erkrankungen. Fettsucht geht sehr häufig mit einem Bluthochdruck (arterielle Hypertonie) einher, etwa die Hälfte der Menschen mit zu hohem Blutdruck haben eine Adipositas. Noch deutlicher ist der Zusammenhang zwischen Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) und der Fettsucht: Über 80 Prozent der Diabetiker haben ein Übergewicht. Weiterhin findet sich bei Fettleibigkeit sehr häufig eine Fettstoffwechselstörung, die sich unter anderem durch einen hohen Cholesterinwert bemerkbar macht. Ein Zusammentreffen dieser so genannten Wohlstandserkrankungen wird als Metabolisches Syndrom bezeichnet.
Beim Übergewicht und insbesondere beim Metabolischen Syndrom erhöht sich die Gefahr für Gefäßerkrankungen. Eine Arteriosklerose (Gefäßverkalkung) kann sich entwickeln. Dies kann unter anderem zur Herzkranzgefäß-Verengung (Koronare Herzkrankheit, KHK) und zum Herzinfarkt oder zu einem Schlaganfall führen. Auch Gefäßverschlüsse an anderer Stelle im Körper sind möglich. Vor allem die Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind die Ursache, dass die Sterblichkeit mit dem zu hohen Körpergewicht steigt. Während bei einem bloßen Übergewicht die Sterblichkeit nur gering erhöht ist, nimmt sie ab einem Body-Mass-Index (BMI) über 30 immer weiter zu.
Doch dies sind nicht die einzigen Folgen für die Gesundheit. Vermehrt bei Übergewichtigen tritt das Schlafapnoe-Syndrom (SAS) auf. Dies ist gekennzeichnet durch Atemaussetzer in der Nacht, die zu wenig erholsamem Schlaf und zu Tagesmüdigkeit führen. Daneben können noch weitere Atemstörungen und Lungenkrankheiten auftreten.
Das Risiko für diverse Arten von Krebs steigt mit dem erhöhten Körpergewicht, beispielsweise für Brustkrebs, Dickdarmkrebs, Bauchspeicheldrüsenkrebs oder Prostatakrebs. Gallensteine können durch die Fettsucht gefördert werden, eine Gallenblasenentzündung kann verursacht werden. Weitere mögliche Krankheiten des Verdauungstrakts, die durch die Fettsucht hervorgerufen werden können, sind unter anderem die Leberverfettung und die Refluxkrankheit (Rückfluss von Magensäure in die Speiseröhre, oft mit Sodbrennen und Schädigung der Schleimhaut).
Hormonstörungen können auftreten. Bei Männern kann es zur auffälligen Brustvergrößerung kommen (Gynäkomastie). Übergewicht fördert die Entstehung einer Gicht. Die Blutgerinnung kann sich verschlechtern. Weil die Fettleibigkeit das Skelettsystem belastet, kann es unter anderem zu Gelenkschäden (Arthrose) und Wirbelsäulenproblemen kommen. Allgemein leidet die Kondition unter den überflüssigen Pfunden, und Schwitzen ist ein häufiges Problem.
Psychische und soziale Konsequenzen der Fettsucht können für Betroffene eine große Belastung darstellen. Dicke Menschen werden oft unbewusst oder bewusst diskriminiert, weil das heutige Schönheitsideal Schlankheit und Fitness propagiert. Fettleibige haben ein geringeres Ansehen als Schlanke. Sie verdienen im Durchschnitt weniger, haben schlechtere Chancen zum beruflichen Aufstieg, werden von vielen als unattraktiv empfunden, finden schwerer einen Partner. Auch soziale Ängste der Betroffenen können entstehen. Manche ziehen sich von ihren Kontakten zurück und drohen zu vereinsamen. Daraus kann ein Teufelskreis entstehen, in dem die Betroffenen dann noch mehr essen und zunehmen.
Unter der Fettsucht leidet das Selbstwertgefühl mehr oder weniger stark. Depressionen sind unter Übergewichtigen und Fettleibigen häufiger als in der Durchschnittsbevölkerung. Bei sehr Fettleibigen findet sich die Depressivität besonders oft, insbesondere bei jüngeren Betroffenen und Frauen.
Ob ein Übergewicht besteht, kann schon durch den Anblick des Körpers grob abgeschätzt werden. Auf der Waage kann das Körpergewicht festgestellt werden und zusammen mit der Körpergröße in die Berechnung des Body-Mass-Index (BMI) eingesetzt werden. Der Bauchumfang wird gemessen. Da diese Methoden einfach sind, kann schon der Laie, auch an sich selbst, eine eventuelle Fettleibigkeit oder ein Übergewicht nachweisen.
Bei einer Fettleibigkeit ist der Gang zum Arzt anzuraten, außerdem auch schon bei einem mäßigen Übergewicht, wenn Begleiterkrankungen wie Bluthochdruck vorliegen. Der Arzt führt ein ausführliches Untersuchungsgespräch (Anamnese) durch, um Ursachen, die bisherigen Essgewohnheiten und mögliche Begleiterkrankungen aufdecken zu können. Dann erfolgt die körperliche Untersuchung. Die weitere Diagnostik umfasst einfache medizinische Untersuchungen wie Blutdruckmessung und EKG (Elektrokardiogramm) sowie die Blutuntersuchung beispielsweise auf die Blutfettwerte oder Hormonveränderungen. Eine Ultraschalluntersuchung der inneren Organe kann sinnvoll sein. Bei Auffälligkeiten folgen oft noch weitere Untersuchungen.
An erster Stelle bei der Therapie eines zu hohen Körpergewichts steht die Gewichtsabnahme. Langfristig müssen aber auch die Voraussetzungen geschaffen werden, das Gewicht zu halten. Es kommt nämlich sehr häufig zu einer erneuten Gewichtszunahme. Dieses Phänomen ist nach Diäten als Jo-Jo-Effekt bekannt.
Diäten gibt es äußerst viele. Doch nicht alle sind wirklich sinnvoll, da einige Methoden nur auf den kurzfristigen Erfolg abzielen. Wichtig ist es jedoch, nicht wieder erheblich zuzunehmen und den Jo-Jo-Effekt zu verhindern. Dazu ist es allgemein meist angebracht, etwa zwei Drittel der Kalorienmenge zu sich zu nehmen, die der Körper verbraucht. Wenn beispielsweise 2100 Kalorien pro Tag verbrannt werden, sollte die tägliche Energiezufuhr in der Abnehmphase etwa 1400 Kalorien betragen. Das Abnehmen geschieht zwar vergleichsweise langsam (etwa ein Kilogramm pro Woche), ist aber meist nachhaltiger als bei einer so genannten Crash-Diät. Ist ein Normalgewicht erzielt worden, sollten sich Kalorienaufnahme und -verbrauch ungefähr entsprechen. An sich ist es für die reine Gewichtsabnahme egal, an welchen Nährstoffen (Eiweiß, Fette, Kohlenhydrate) gespart werden soll. Doch sollte bedacht werden, dass ein Gramm Fett viel mehr Energie liefert als ein Gramm Eiweiß oder Kohlenhydrate. Auch der Alkohol sollte als Dickmacher nicht übersehen werden. Eine ballaststoffreiche Kost ist dagegen sinnvoll. Die meisten Obst- und Gemüsesorten enthalten viele wichtige Stoffe und nur wenige Kalorien.
Zusätzlich ist eine regelmäßige körperliche Bewegung nicht nur zum Verbrennen von Kalorien gut, sondern auch für die Fitness und den Erhalt der Gesundheit. In den Alltag lässt sich leicht mehr Bewegung einbauen, z. B. Treppen steigen statt Aufzug oder Rolltreppe, auf dem Weg zur Arbeit mit dem Fahrrad fahren oder Laufen anstatt das Auto zu nehmen. Mäßiger Sport ist (bei den allermeisten Menschen) sehr empfehlenswert. Zwei bis vier Mal in der Woche sollte für wenigstens eine halbe Stunde Sport getrieben werden. Besonders empfehlen sich Ausdauersportarten wie Joggen, Fahrradfahren, Walking/Wandern oder Schwimmen. Der Arzt sollte aber vorher sein Okay geben, denn bei manchen schweren Erkrankungen kann Sport ein Risiko darstellen.
Verschiedene Medikamente wurden ebenfalls entwickelt, um gegen die Fettleibigkeit anzugehen. Die Erfolge sind aber bisher gering im Vergleich zu den zu erwartenden Nebenwirkungen. In wenigen Fällen kann das Mittel Orlistat brauchbar sein, wenn die anderen Maßnahmen allein nicht erfolgreich sind. Das Medikament hemmt die Aufnahme von Fett aus dem Darm. Operationen wie eine Fettabsaugung sind nur in Kombination mit einem gesunden Lebenswandel erfolgversprechend. Nach erfolgreichem Abnehmen mit der Aussicht, das Gewicht zu halten, kann aber ein Eingriff zur Entfernung überschüssiger Haut sinnvoll sein.
Die Fettsucht ist auch eine Sonderform der Essstörungen. Daher ist oft eine Behandlung auf psychologischer oder psychiatrischer Basis sinnvoll. Eine dieser Möglichkeiten ist die Verhaltenstherapie. Betroffene werden darauf geschult, wie sie die „Ess-Sucht" überwinden und den kalorienreichen Verlockungen des Alltags widerstehen können. Sie lernen, ihr Ernährungsverhalten richtig zu steuern und sich regelmäßig und angemessen zu bewegen. Es gibt spezialisierte Kliniken, in denen eine stationäre Behandlung (Behandlung mit längerem Aufenthalt in einer Station) möglich ist. Besonders bei Kindern und Jugendlichen mit starkem Übergewicht (Adipositas) wird dieses Angebot genutzt.
Zur Vorbeugung von Übergewicht und Fettleibigkeit gelten in etwa die gleichen Regeln wie zur Gewichtsabnahme. Eine ausgewogene Ernährung und regelmäßige Bewegung sind die Grundsteine, gar nicht erst dick zu werden.
Abnehmen ist bei Übergewicht und Fettleibigkeit sehr vorteilhaft. Nimmt der Betroffene ab, so sinken in der Regel auch die Blutdruckwerte. Das Krebs- und Diabetes-Risiko geht ebenso zurück wie der Cholesterinspiegel. Eine neu gewonnene Schlankheit und Kondition wirkt sich positiv auf die Seele aus, führt teilweise zu einem ganz neuen Lebensgefühl.
Diäten sind aber oft nicht von Erfolg gekrönt. Sie können schon von Anfang an schwierig für den Betroffenen sein. Auch wenn eine mehr oder weniger große Anzahl Kilos gepurzelt ist, ist der Rückfall in alte Gewohnheiten oft nur eine Frage der Zeit.
Das gilt gerade bei zu raschen Diäten, bei denen der Jo-Jo-Effekt droht. Nur ungefähr jeder Dritte erreicht daher eine dauerhafte Senkung des Körpergewichts. Dies ist fast nur mit einer starken Eigenmotivation und einem beharrlichen Nachgehen eines gesunden Lebensstils möglich.
Letzte Aktualisierung am 20.05.2021.