Methoden aus der Alternativmedizin können auch zur Behandlung von psychischen Störungen eingesetzt werden. Zu den bekanntesten alternativmedizinischen Verfahren zählen Akupunktur, Homöopathie und Pflanzenheilkunde (Phytotherapie). Die Alternativmedizin beruft sich auf Konzepte, die aus wissenschaftlicher Sicht nicht erfasst werden können. Die Alternativmedizin steht damit im Kontrast zur Schulmedizin und wird oft auch als sanfte Medizin oder Komplementärmedizin bezeichnet.
Ein Teil der Alternativmedizin gehört zur Naturheilkunde. Viele der alternativen Heilverfahren geschehen auf ganzheitlicher Basis, also im Zusammenspiel von Körper, Seele und Geist. Bei den meisten Behandlungen aus der Alternativmedizin kann die Wirksamkeit mit wissenschaftlichen Methoden nicht erwiesen werden. Therapeuten berufen sich auf die guten Erfahrungen mit dem jeweiligen Behandlungskonzept.
Prinzipiell kann die alternative Medizin zur Behandlung aller körperlichen und psychischen Störungen verwendet werden. Somit werden alternative Heilverfahren auch oft in der Psychiatrie beziehungsweise Psychotherapie vorgenommen. Einige mögliche Anlässe sind beispielsweise Neurosen (Angststörungen, Zwangsstörungen), Depressionen, Stress und Unruhezuständen, Suchtstörungen, Schlafstörungen, Lebenskrisen. Psychosomatische Störungen (psychisch bedingte Beschwerden am Körper) sind ein weiteres mögliches Anwendungsgebiet der Alternativmedizin. In der Regel können solche Methoden auch zur Vorbeugung oder allgemeinen Problembewältigung dienen.
Bei schweren Erkrankungen ist allerdings Vorsicht geboten. Hier sollte keineswegs zugunsten der Alternativmedizin auf eine schulmedizinische (wissenschaftsmedizinische) Behandlung verzichtet werden. In der Psychiatrie betrifft dies schwere Psychosen (psychische Störungen mit verzerrter Wahrnehmung der Wirklichkeit) oder schwere Depressionen mit der Gefahr eines Selbstmordes. Dennoch können geeignete alternativmedizinische Maßnahmen hierbei als Ergänzung zur notwendigen Therapie vorgenommen werden. Es muss zudem beachtet werden, dass alternative Heilmethoden nicht frei von Nebenwirkungen sind.
Zur Alternativmedizin gehören sehr viele verschiedene Heilungsansätze. Aufgrund der Vielfalt lassen sie sich kaum alle zusammenführen. Den meisten Ansätzen ist aber gemeinsam, dass sie ganzheitlich wirken. Das bedeutet, dass Körper, Seele und Geist als eine Einheit betrachtet werden und die Methode auf den ganzen Menschen mit all seinen Aspekten wirken soll. Mit der Heilmethode sollen die so genannten Selbstheilungskräfte aktiviert werden.
Ausschlaggebend dafür, ob es sich um ein alternatives Heilverfahren handelt, ist die Frage, ob die Wirkungsweise wissenschaftlich bewiesen werden kann. Ist dies nicht möglich, so gilt die Methode als alternativmedizinisch. Aus Sicht der alternativmedizinischen Therapeuten zeigt sich die Wirkung nicht in geplanten wissenschaftlichen Studien, sondern anhand der Erfahrung im Einsatz der Methode. Der jeweilige Wirkmechanismus wird von den Anwendern auf bestimmte Weise erklärt.
Die Wissenschaft kann einige der Auswirkungen mit dem Placebo-Effekt erklären. Der Effekt besagt, dass auch Medikamente ohne Wirkstoff gewisse Effekte erzielen, wenn der Patient daran glaubt. Dies lässt sich im weiteren Sinne auf jegliche Behandlungsformen beziehen. Außerdem tut es dem Patienten gut, wenn der Therapeut sich Zeit für ihn nimmt und mit ihm redet.
Zur Alternativmedizin gehören ganz unterschiedliche Strömungen wie die Naturheilkunde im engeren Sinne, die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM), die Homöopathie, Entspannungsverfahren bis hin zu spirituellen Heilmethoden. Die folgenden häufig verwendeten Methoden stehen beispielhaft, die Möglichkeiten sind mannigfaltig.
Die Traditionelle Chinesische Medizin, deren bekannteste Methode die Akupunktur ist, umfasst eine Reihe von Verfahren, die sich auf überlieferte fernöstliche Heilkunde begründen. Bei der Akupunktur wird durch gezieltes Setzen von Nadeln eine Normalisierung des Energiestroms im Körper angestrebt. Eine große Rolle spielen dabei die Meridiane (Energieleitungsbahnen). Die Nadeln werden an bestimmten Stellen des Körpers eingestochen, zur Behandlung von psychischen Störungen häufig am Ohr (Ohrakupunktur).
Homöopathie arbeitet mit dem Prinzip, Ähnliches mit Ähnlichem zu behandeln. Deshalb werden die Wirksubstanzen so gewählt, dass sie die Krankheitssymptome an sich verstärken müssten. Die Wirkstoffe werden im verschiedenen Maße verdünnt, teils bis sie nach schulmedizinischen Maßstäben gar nicht mehr nachweisbar wären. Nach der Lehre der Homöopathie schlagen die Mittel aber gerade besonders gut an, wenn sie stark verdünnt sind. Die homöopathischen Mittel können als Medikamente (als Globuli = Kügelchen) gegeben werden.
Die Behandlung mit pflanzlichen Arzneimitteln gehört zur Naturheilkunde. Viele Pflanzen enthalten Stoffe, die auf den menschlichen Organismus eine Wirkung zeigen. Psychische können ebenso wie körperliche Erkrankungen behandelt werden. Für eine Reihe von Heilkräutern konnte ein wissenschaftlicher Wirkungsnachweis erbracht werden, andere Pflanzen werden aus der Erfahrungsheilkunde heraus zur Behandlung eingesetzt. Pflanzenpräparate können als Tropfen oder Tabletten eingenommen werden oder als Tee getrunken werden.
Die Atemtherapie als alternativmedizinische Methode dient der Entspannung, dem Wohlbefinden und der Herstellung des psychischen Gleichgewichts. Es gibt eine Reihe verschiedener Ansätze der Atemtherapie, die über eine spezielle Weise des Atmens funktionieren. Als Atemtherapie werden daneben auch schulmedizinische Behandlungen bezeichnet, die bei Atemwegskrankheiten eingesetzt werden.
Entspannungsmethoden können die Behandlung seelischer Erkrankungen unterstützen und die Befindlichkeit verbessern. Zu den Entspannungsverfahren zählen Autogenes Training, die Progressive Muskelentspannung nach Jacobson sowie ferner auch Methoden wie die Meditation. Aus den Entspannungsverfahren hat sich außerdem das Biofeedback entwickelt. Beim Biofeedback enthält der Patient eine Rückmeldung über körperliche Vorgänge mittels Geräten. Dies kann auch bei seelischen Störungen nützlich sein.
Bei der Hypnose wird der Patient in eine Art Trance-Zustand versetzt. Während der Hypnose gibt der Therapeut bestimmte Anweisungen (Suggestionen), um beispielsweise psychische Störungen zu vermindern. Jede Hypnose muss vom Hypnotiseur auch wieder aufgehoben werden. Es besteht sogar die Möglichkeit der Selbsthypnose.
Neben der chinesischen bietet auch die traditionelle indische Medizin eine Palette an Möglichkeiten, körperliche und psychische Probleme zu behandeln. Unter dem Namen Ayurveda oder Ayurvedische Medizin werden die Methoden zusammengefasst.
In der Alternativmedizin können ebenso wie in der Schulmedizin auch unerwünschte Wirkungen auftreten. Dies darf bei der Anwendung nicht vergessen werden. So können auch pflanzliche Medikamente (Phytotherapie) zu Nebenwirkungen führen, und auch wenn sie im Allgemeinen als sanft gelten, können schwerwiegende Erscheinungen nicht ausgeschlossen werden.
Aber auch bei anderen Maßnahmen aus der Alternativmedizin können Komplikationen auftreten. Insbesondere schwere psychische Störungen (Psychosen mit Wahn und Halluzinationen) können eine Gegenanzeige von alternativmedizinischen Behandlungen darstellen. Dringend erforderliche wissenschaftsmedizinische Behandlungen dürfen nicht zugunsten der Alternativheilkunde vernachlässigt werden.
Die Erfolgsaussichten der alternativen Medizin hängen von der gewählten Methode ab. In den allermeisten Fällen findet sich in rein rationalen Studien kein fundierter Beleg für eine Wirksamkeit. Dennoch können viele Methoden positive Effekte auf die Psyche des Patienten haben. Therapeuten und Patienten berufen sich auf die guten Erfahrungen mit der jeweiligen Methode. Unter Beachtung der möglichen Gegenanzeigen kann die Alternativmedizin eine Option auch in der Behandlung psychischer Störungen darstellen.
In vielen Fällen werden die Kosten für alternativmedizinische Behandlungen nicht von der Krankenkasse getragen, es gibt inzwischen aber auch eine Reihe von Ausnahmen. Im Einzelnen sollte dies mit der jeweiligen Krankenversicherung geklärt werden.
Letzte Aktualisierung am 28.05.2021.