Essstörungen sind Probleme des Verhaltens gegenüber der Ernährung. Zu diesen Störungen gehören Magersucht (Anorexie), Ess-Brech-Sucht (Bulimie), Essanfälle (Binge Eating) oder Esssucht mit Fettleibigkeit. Essstörungen haben meist psychische Ursachen und können zu körperlichen Störungen führen, bei manchen Betroffenen sogar zum Tod. Psychische Folgeprobleme sind ebenfalls häufig. Die Behandlung von Essstörungen kann auf unterschiedliche Weise erfolgen. Ein häufig eingesetztes Mittel ist die Psychotherapie. Körperliche Folgen müssen ebenfalls behandelt werden. Unter Umständen muss der Patient auf einer Klinikstation behandelt werden etwa bei sehr starkem Über- oder Untergewicht.
In der Regel sind Essstörungen durch mehrere psychische Einflussfaktoren bedingt. Die Wurzeln liegen teilweise schon in der Kindheit. Die eigene Persönlichkeit, das Umfeld, familiäre Spannungen, biologische Gegebenheiten und Erbfaktoren spielen eine Rolle. Nicht selten wird das ungesunde Essverhalten von den Bezugspersonen vorgelebt, so dass es noch im Erwachsenenalter als normal angesehen wird.
Die Gründe sind auch in der Gesellschaft zu suchen. So werden meist schlanke Menschen als schön angesehen, während auf der anderen Seite die Menschen sehr einfach an kalorienreiche Lebensmittel herankommen. Fettleibigkeit entsteht aus einer Kombination von zu energiehaltiger Nahrung und zu wenig körperlicher Bewegung, was bei vielen Betroffenen auch an der Psyche liegt. Die Magersucht entsteht aufgrund eines gestörten Körperschemas, denn Betroffene glauben, sie seien zu dick, selbst wenn sie sehr dünn sind.
Die häufigsten Essstörungen sind die Magersucht, die Ess-Brech-Sucht, das Binge Eating sowie die übermäßige Kalorienzufuhr (Esssucht). Die Essstörungen sind den Suchtkrankheiten nicht unähnlich, weil die Betroffenen ihr Essverhalten oft nicht von selbst ändern können. Essstörungen können körperliche Schäden bedingen.
Die Magersucht (Anorexia nervosa) ist eine Essstörung, bei der sich die Betroffenen als zu dick empfinden, obwohl sie sehr schlank sind. Der Body-Mass-Index (BMI) liegt typischerweise unter 17,5. Somit ist das Körpergewicht wenigstens 15 Prozent unter dem Normalbereich. Die Betroffenen wollen unbedingt noch weiter abnehmen, weshalb sie kaum essen und oft viel Sport treiben. Die meisten Betroffenen sind weiblich, wenn auch die männlichen Magersüchtigen zunehmen. Ist die Nahrungs- und Nährstoffzufuhr zu gering, können Mangelerscheinungen auftreten, die unter Umständen sogar zum Tod führen können.
Bei der Ess-Brech-Sucht (Bulimie) kommt es zu regelrechten Essanfällen. Um eine Gewichtszunahme zu vermeiden, lösen die Betroffenen selbst Erbrechen aus und nehmen teilweise auch Abführmittel. Betroffene können untergewichtig, normal- oder übergewichtig sein. Wird kein Erbrechen nach den Fressattacken ausgelöst, so liegt eine Störung namens Binge Eating Disorder vor.
Übergewicht ist durch einen Body-Mass-Index (BMI) von 25 oder mehr gekennzeichnet, starkes Übergewicht (Fettleibigkeit, Adipositas) durch einen BMI von 30 oder mehr. Die Fettsucht ist ein großes Problem in der Gesellschaft. Menschen, die fettleibig sind, haben hohe Gesundheitsrisiken. Typische Folgeerkrankungen sind Herz-Kreislauf-Störungen und Gefäßkrankheiten, Bluthochdruck, Schlafapnoe-Syndrom (kurze Atemaussetzer im Schlaf), Arthrose (Gelenkverschleiß) sowie auch Krebs. Die Fitness leidet unter dem Übergewicht. Das Selbstwertgefühl kann empfindlich herabgesetzt sein, und weitere psychische Folgen wie Depressionen können entstehen.
Zwischen Arzt und Patient findet ein Untersuchungsgespräch (Anamnese) statt, unter Umständen werden Angehörige mit einbezogen. Der Patient muss über seine Probleme, über Vorerkrankungen, seine Lebensweise und sein Umfeld berichten. Tests und Fragebögen werden oft eingesetzt. Der Patient wird gewogen und der Body-Mass-Index (BMI) bestimmt. In der körperlichen Untersuchung werden mögliche Folgeschäden der Essstörung aufgedeckt. Es erfolgt eine Blutuntersuchung, gegebenenfalls werden weitere diagnostische Maßnahmen wie ein EKG (Elektrokardiogramm) oder ein Ultraschall durchgeführt.
Es muss unterschieden werden, welche der Essstörungen vorliegt. Organische Krankheiten als Ursache für eine Essstörung müssen ausgeschlossen werden (wie Stoffwechsel- oder Hormonprobleme).
Essstörungen können ambulant oder in schweren Fällen auch stationär (der Patient bleibt auf einer Station) behandelt werden. Auch spezielle Formen wie die therapeutische Wohngemeinschaft sind möglich. Die Therapie kann einzeln, in der Gruppe oder der Familie vorgenommen werden.
Eine Behandlung der etwaigen körperlichen Auswirkungen ist notwendig etwa eine Zwangsernährung bei starker Magersucht. Längerfristig ist meist eine Psychotherapie angezeigt. So kann die Gefahr für Rückfälle vermindert werden. Oft begeben sich Betroffene nicht von alleine in eine Behandlung, so dass ein Beratungsangebot - auch für Angehörige - schon die Weichen stellen kann.
Eine Psychotherapie bei Essstörungen bezieht die Ursachen mit ein. Die Therapie wird auf die Persönlichkeit, das Selbstwertgefühl, die familiären Einflüsse, Belastungen, das körperliche Selbstbild und die biologischen Faktoren zugeschnitten. Als Psychotherapie bei Essstörungen können sich unter anderem eine Psychoanalyse, eine Verhaltenstherapie, eine Gesprächstherapie oder besondere Verfahren wie das Psychodrama eignen.
Zur Therapie der Essstörungen wird ein Behandlungsplan vom Therapeuten gemeinsam mit dem Patienten aufgestellt. Sie sollten einen Therapievertrag abschließen, um gewisse Verpflichtungen einzuhalten. Der Patient führt Protokoll über seine Mahlzeiten und andere Aktivitäten. Auch Medikamente sind oft sinnvoll. Der Patient bekommt eine Hilfestellung für sein Leben und eine eingehende Beratung bezüglich der Ernährung. Selbsthilfegruppen können eine zusätzliche Unterstützung bieten.
Generell sind Essstörungen eher schwer zu therapieren. Wenn rechtzeitig eine Behandlung in die Wege geleitet wird, ist die Prognose relativ günstig. Doch die Essstörungen können Gesundheitsprobleme und psychische Störungen zur Folge haben. Therapieabbrüche sind relativ häufig. Später fallen viele Betroffene wieder in alte Verhaltensmuster zurück. Magersucht endet sogar in 10 bis 15 Prozent der Fälle tödlich.
Letzte Aktualisierung am 01.06.2021.