Die Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS) zeigt sich bei Betroffenen durch starke Wechselhaftigkeit bei den Gefühlen und zwischenmenschlichen Beziehungen. Typisch sind heftige Gefühlsausbrüche. Teils sind die starken Gefühle positiv gegenüber anderen, teils aber abweisend und misstrauisch.
Viele Betroffene mit der Borderline-Störung verletzen sich selbst, um Spannungen loszuwerden, z. B. durch das Zufügen von Schnittwunden in den eigenen Arm. Ein anderer Name für die Borderline-Störung ist emotional instabile Persönlichkeitsstörung. Häufiges Erkrankungsalter ist die Jugend und das junge Erwachsenenalter. Ob tatsächlich junge Frauen häufiger betroffen sind als Männer, ist unter Fachleuten umstritten.
Viele Einflüsse können für die Borderline-Störung verantwortlich sein, oft lässt sich dies nicht genau herausfinden. Die Gene können eine Rolle spielen, aber oft führen erst Lebensumstände und Geschehnisse zu der Borderline-Störung. Wahrscheinlich kommt die Störung durch eine verstärkte Signalübertragung in Gehirnanteilen zustande, die mit den Gefühlen zu tun haben. Borderline wird gefördert, wenn in der Kindheit oder Jugend ein schlimmes Ereignis miterlebt wird (wie sexueller Missbrauch oder Gewalt in der Familie). Doch auch Vernachlässigung kann Borderline hervorrufen.
Borderline kann in unterschiedlichen Erscheinungsformen vorkommen. Doch ein charakteristisches Merkmal der Borderline-Störung ist das stark schwankende Verhältnis des Betroffenen zu den Personen im Umfeld. Die durchlebten Gefühle gelangen von einem Extrem ins andere. Beziehungen werden leidenschaftlich ausgelebt, allerdings kippt das Gefühl von äußerster Zuneigung zum Hass und zurück. Obwohl sie sehr stark an ihren Beziehungen hängen, besteht die Gefahr, dass diese aufgrund der starken Schwankungen zugrunde gehen. Für viele Betroffene gibt es nur „gut" und „böse" und nichts dazwischen. Das Verhalten lässt sich kaum vorhersagen, unüberlegte Handlungen können die Folge sein. Die Stimmung schlägt rasch um. Eine starke Aggression kann auftreten. Borderline-Patienten sind innerlich unsicher und haben oft Selbstzweifel.
Ein weiteres typisches Merkmal des Borderline-Syndroms ist die Selbstverletzung, die aber nicht bei allen Patienten auftritt. Am häufigsten fügen sich Betroffene selbst Schnittverletzungen im Arm zu. Doch die Selbstschädigung kann auch andere Verletzungen, einen riskanten Alkohol- oder Drogenkonsum, Magersucht oder waghalsige Aktivitäten wie ungeschützten Sex nach sich ziehen. Es kann bis hin zum Selbstmordversuch kommen.
Ebenfalls kann die Borderline-Störung weitere psychische Probleme wie Angst, Depressionen, Schlafstörungen und mangelnde Konzentration nach sich ziehen.
Der Arzt kann die Borderline-Störung mit der Überprüfung einiger Kriterien feststellen. Dazu erfolgt ein Untersuchungsgespräch (Anamnese) zwischen Arzt und Patient sowie oft auch den Angehörigen. Zur Sprache wird gebracht, welche Probleme momentan vorliegen, wie die Vergangenheit des Betroffenen aussah und ob es Erkrankungen oder einen Alkohol- oder Drogenkonsum gibt. Das Verhalten des Patienten wird vom Arzt beachtet. Die Auswertung geschieht anhand eines Borderline-Tests.
Die Borderline-Persönlichkeitsstörung kann Symptome mit anderen psychischen Störungen gemeinsam haben beispielsweise mit der schizotypen Persönlichkeitsstörung oder der multiplen Persönlichkeitsstörung.
Die Behandlung der Störung ist schwierig und benötigt Geduld. Sollte der Patient Selbstmordgedanken haben oder auf andere Weise eine Selbst- oder Fremdgefährdung bedeuten, so erfolgt die Behandlung auf einer Klinikstation. Sonst kann auch außerhalb der Klinik eine Behandlung erfolgen. In den meisten Fällen geschieht bei Borderline eine spezielle Art der Psychotherapie, nämlich die Dialektisch-behaviorale Therapie (DBT). Die DBT beinhaltet Anteile verschiedener Methoden wie aus der Verhaltenstherapie. Die DBT verläuft in drei Phasen. Zunächst wird das selbstverletzende Verhalten bekämpft und der seelische Zustand stabilisiert. Der Patient erlernt Denk- und Verhaltensweisen, die vorteilhaft für ihn sind. Später erfolgt die Bewältigung der Geschehnisse in der Vergangenheit. Schließlich werden Zukunftspläne ausgearbeitet und das Erlernte im wahren Leben angewendet.
Es sind aber auch andere Formen der Psychotherapie bei Borderline möglich. Die Familie kann zur Behandlung geholt werden. In bestimmten Fällen können Medikamente wie Neuroleptika oder Antidepressiva erforderlich sein.
Die Symptome der Borderline-Störung sind stark ausgeprägt und dauern lange an, wenn keine Behandlung vorgenommen wird. Dies kann zu ernsten Problemen in den Beziehungen zu anderen Menschen führen. Zusätzlich ist eine Psychotherapie erschwert, denn immer wird ein Verhältnis zwischen Therapeut und Patient aufgebaut. Deshalb sind auch dort oft Konflikte an der Tagesordnung. Die Erfolgsaussichten der Borderline-Behandlung sind aber allmählich günstiger geworden. Bei älteren Personen verblassen oft die Borderline-Symptome.
Letzte Aktualisierung am 01.06.2021.