Nahezu jeder Mensch leidet irgendwann während seines Lebens an Kopfschmerzen. Bei wahrscheinlich 70 Prozent der Bevölkerung tritt der Schmerz in der Schädelregion gelegentlich auf, bei rund drei bis fünf Prozent sogar täglich. Zu den häufigsten Kopfschmerzformen gehören der Spannungskopfschmerz, die Migräne und der Cluster-Kopfschmerz (heftige einseitige Kopfschmerz-Attacken). Sie gehören zu den primären Kopfschmerzen, welche eigenständige Krankheitsbilder sind und durch diverse Faktoren ausgelöst werden. Es können aber auch sekundäre Kopfschmerzen auftreten, die durch andere Erkrankungen oder durch Substanzen (wie Medikamente) verursacht werden. Die Behandlung von Kopfschmerzen richtet sich nach der Ausprägungsform und nach der Ursache.
Bei den Kopfschmerzen werden primäre und sekundäre Formen unterschieden. Primäre Kopfschmerzen (Migräne, Spannungs-, Cluster-Kopfschmerz) lassen keine eindeutige Ursache erkennen. Sehr viele Einflussfaktoren können eine Rolle spielen. Spannungskopfschmerzen sind wahrscheinlich oft stressbedingt. Muskelverspannungen können zu Spannungskopfschmerzen führen, da die Empfindlichkeit gegenüber Schmerzen erhöht wird. Weitere Auslöser können unter anderem Lärm, Schlafdefizit, Alkohol und Rauchen, Zähneknirschen, angestrengtes Lesen, die Monatsblutung oder bestimmte Wetterlagen bei Wetterfühligkeit sein. Migräne kann durch ähnliche Einflüsse ausgelöst werden, wahrscheinlich wird die Veranlagung zu Migräne vererbt. Auch der Cluster-Kopfschmerz kann durch verschiedene Faktoren ausgelöst werden.
Sekundäre Kopfschmerzformen haben als Ursache eine andere Erkrankung oder aber die Einwirkung einer Substanz (meist Medikament). Zu diesen möglichen Ursachen für sekundäre Kopfschmerzen gehören:
Als Ursache für Kopfschmerzen kommen zudem psychische Störungen und Beschwerden in Frage.
Die Symptomatik von Kopfschmerzen kann völlig unterschiedlich aussehen, dies ist vor allem von der Ursache abhängig. Gemeinsam sind ihnen die Schmerzen im Bereich des Schädels. Der Schmerzcharakter kann sehr verschieden sein. Kopfschmerzen können akut, chronisch oder wiederkehrend beziehungsweise anfallsweise auftreten.
Spannungskopfschmerz ist durch ein eher dumpfes Gefühl der Spannung gekennzeichnet, das sich über beide Kopfseiten erstreckt. Es stellt sich das Gefühl ein, als ob ein starker Druck auf den Kopf einwirkt. Spannungskopfschmerz ist meist nicht übermäßig stark.
Migräne ist normalerweise einseitig und kommt anfallsweise vor. Der Schmerz kann stark sein, er wird oft als pulsierend empfunden. Häufig treten weitere Symptome wie Übelkeit, Erbrechen, Lichtempfindlichkeit und Geräuschempfindlichkeit auf. Gelegentlich kommt es zur Migräne mit Aura. Eine Aura ist hierbei eine begleitende Sehstörung (örtlich begrenzter oder halbseitiger Sehausfall, zusätzliches Sehen von Strukturen), ein Taubheitsgefühl, eine Gleichgewichtsstörung oder eine andere Art von zeitweisen nervlichen Ausfällen.
Cluster-Kopfschmerz ist ein stets einseitiger, sehr heftiger, anfallsweiser Schmerz. Die Attacke dauert meist zwischen einer Viertelstunde und einer Stunde. Zusätzlich können Beschwerden wie Tränenfluss und Nasenlaufen beobachtet werden. Typisch ist ein Auftreten im Frühjahr oder Herbst, Alkoholkonsum kann einen Anfall auslösen. Bei Männern ist der Cluster-Kopfschmerz häufiger als bei Frauen.
Schließlich kommen neben den drei weit verbreiteten Formen von Kopfschmerz auch andere Arten vor. Es gibt eine Vielfalt von Erscheinungen im Sinne von Kopfschmerz. Ebenfalls zu den Kopfschmerzen kann die Trigeminus-Neuralgie gezählt werden. Bei der Trigeminus-Neuralgie kommt es zu starken Schmerzen im Bereich eines Gesichtsnervs (Nervus trigeminus).
Denkbar sind aber alle möglichen Ausprägungen von Kopfschmerz an verschiedensten Stellen des Kopfes, mit unterschiedlicher Ausdehnung, Intensität und Grundempfindung (Schmerzqualität).
Kopfschmerzen sollten vor allem dann vom Arzt untersucht werden, wenn sie plötzlich auftreten, sehr stark sind oder länger als einige Tage andauern. Der Arzt stellt zunächst Fragen (Anamnese) bezüglich Auftreten, Häufigkeit, Schmerzcharakter und möglichen Begleiterscheinungen. Auch erkundigt er sich über frühere oder bestehende Erkrankungen. Daraufhin erfolgt eine körperliche Untersuchung, schwerpunktmäßig mit neurologischer (nervenheilkundlicher) Untersuchung. Eine Diagnostik mit Apparaten kann notwendig werden, beispielsweise eine Hirnstrommessung (EEG, Elektroenzephalographie), Kernspintomographie (Magnetresonanztomographie, MRT) oder eine Röntgendarstellung der Blutgefäße im Gehirn (Angiographie). Blut wird abgenommen und im Labor analysiert. Es kann auch eine Entnahme von Liquor („Nervenwasser", das Gehirn und Rückenmark umgibt) sinnvoll sein.
Die Unterscheidung verschiedener Formen und vor allem Ursachen für Kopfschmerzen ist wichtig. Ausgeschlossen werden müssen körperliche Krankheiten, die zu der Symptomatik führen können, wie beispielsweise Schlaganfall, Entzündungen, Blutungen, weitere Gehirnerkrankungen, aber auch Stoffwechselstörungen. Dies kann vor allem mit den apparativen Untersuchungen geschehen.
Die Behandlung der Kopfschmerzen richtet sich nach der Ursache und nach der Form (z. B. Spannungskopfschmerz, Migräne). Einige einfache Maßnahmen helfen oft schon zur Vorbeugung oder Bekämpfung von Kopfschmerzen allgemein. Dazu gehören eine ausreichende Trinkmenge (kein Alkohol), ebenso Verzicht auf Kaffee und Tabak, genügend erholsamer Schlaf, tägliche körperliche Betätigung, Entspannung und Ausschaltung von Stressfaktoren (z. B. Lärm). Wärme- oder Kälteanwendungen können eine Linderung bringen. In vielen Fällen gehen Kopfschmerzen auch ohne eine Behandlung wieder zurück. Oft sind aber auch Medikamente notwendig.
Beim Spannungskopfschmerz eignen sich Entspannungsverfahren (wie Progressive Muskelentspannung nach Jacobson oder Autogenes Training), bisweilen auch eine Verhaltenstherapie. Besonders sinnvoll sind hier die einfachen Maßnahmen gegen Kopfschmerzen. Medikamente wie Acetylsalicylsäure (ASS) oder Paracetamol sind zwar im Allgemeinen brauchbar. Sie sollten aber nicht zu lange und nicht in zu hoher Dosis eingenommen werden. Bei Spannungskopfschmerzen sind bestimmte Antidepressiva (Mittel, die auch gegen Depressionen wirken) gut geeignet, insbesondere bei chronischem Verlauf.
Migräne lässt sich ebenfalls mit Medikamenten behandeln. Da die Schmerzen meist stark sind, genügen häufig die herkömmlichen Schmerzmittel (ASS, Paracetamol) nicht. Medikamente aus der Gruppe der Triptane sind meist wirksamer, weil sie auch die Gefäße beeinflussen. Gegen Übelkeit und Erbrechen können so genannte Antiemetika gegeben werden. Der Patient sollte sich während der Migräne an einem ruhigen und abgedunkelten Ort aufhalten, damit die Symptome nicht durch äußere Einflüsse verschlimmert werden.
Der Cluster-Kopfschmerz kann durch eine Sauerstoffbehandlung aufgehalten werden. Der Patient atmet am Anfang einer Kopfschmerzattacke reinen Sauerstoff ein. Als Medikamente eignen sich wie bei Migräne unter Umständen bestimmte Triptane, örtliche Betäubungsmittel (Lidocain) oder Ergotamin.
Bei sekundärem Kopfschmerz (Kopfschmerz durch eindeutige Ursache) wird die Behandlung auf die zugrundeliegende Störung oder Krankheit zugeschnitten. Medikamente, die für den Kopfschmerz verantwortlich sein könnten, werden abgesetzt oder ersetzt. Eine ursprüngliche Krankheit wird therapiert, wodurch es häufig zum Rückgang der Kopfschmerzen kommt. Bei anderen seltenen Formen von Kopfschmerzen können jeweils bestimmte Behandlungen erfolgreich sein.
Die Aussichten für Patienten mit Kopfschmerzen sind unterschiedlich. Es hängt hauptsächlich von der Ursache beziehungsweise der Art der Schmerzen ab. Im Allgemeinen sind Kopfschmerzen gut behandelbar. Mit einfachen Maßnahmen zur Vorbeugung und Behandlung, geeigneten Medikamenten und der eventuellen Therapie einer Grundkrankheit können die Schmerzen in den meisten Fällen aufgehalten werden.
Letzte Aktualisierung am 04.06.2021.