Chronische Schmerzen beeinträchtigen bei vielen Menschen das Wohlbefinden erheblich. In Mitteleuropa leiden schätzungsweise zehn Prozent der Menschen an stärkeren chronischen Schmerzen. Die Schmerzen können unterschiedliche Ursachen haben und länger als die ursprüngliche Erkrankung andauern. Chronisch sind Schmerzen, wenn sie - je nach Definition - mehr drei oder sechs Monate bestehen. Mediziner sprechen auch von einem Schmerzsyndrom, wenn der Schmerz die eigentliche Krankheit darstellt. Die Behandlung chronischer Schmerzen kann mit Medikamenten, mit Krankengymnastik oder mit einer Reihe weiterer Möglichkeiten aus der Schmerztherapie erfolgen.
Akute Schmerzen entstehen in der Regel durch einen Gewebeschaden, also durch eine Verletzung oder eine Erkrankung. Chronische Schmerzen dauern länger an, sie können durch eine chronische Krankheit bedingt sein oder auch nach Abheilung der Erkrankung fortbestehen. Oft senden beteiligte Nervenzellen trotz der Beendigung der Krankheit weiterhin ein Schmerzsignal aus („Schmerzgedächtnis"). Der Schmerz verselbstständigt sich. Praktisch alle Schmerzen können sich zu einem chronischen Schmerzsyndrom entwickeln.
Unter anderem können folgende Ursachen oder Auslöser für chronische Schmerzen in Frage kommen:
Der Umstand kann bei den chronischen Schmerzen noch vorhanden sein. Häufig ist die Ursache jedoch längst beseitigt und die Schmerzen laufen weiterhin automatisch ab. Sie können über längere Zeit bestehen. In einigen Fällen können bereits geringe Reizeinwirkungen wie Berührungen oder sogar psychische Einflüsse die Schmerzen auslösen.
Ein chronischer Schmerz besteht in dem Fall, wenn er seit mehr als drei bis sechs Monaten vorhanden ist und den Patienten belastet. Chronische Schmerzen können an nahezu allen Körperteilen auftreten. Am häufigsten sind chronische Schmerzen am Rücken, an Gelenken, als Kopfschmerzen, an den Muskeln (Myalgie), an bestimmten Nerven (Neuralgie) und außerdem als Phantomschmerzen (Schmerzen an eigentlich fehlenden Gliedmaßen). Die Schmerzen können dauerhaft oder mit Unterbrechungen (rezidivierend) vorhanden sein, die Intensität kann von leicht bis unerträglich reichen. Auch die Schmerzqualität kann stark variieren, die Schmerzen können als brennend, stechend, schneidend, dumpf oder pochend erlebt werden. Außerdem können Gefühle der Bedrohung und Beklemmung auftreten.
Gerade chronische Schmerzen können den Betroffenen stark belasten. Sie können das Wohlbefinden enorm beeinträchtigen und zu Einschränkungen im Beruf oder anderen Aktivitäten führen. Es kommt vor, dass sich Betroffene sozial zurückziehen und vereinsamen. Depressionen und Angststörungen sowie Suchtstörungen (oft Schmerzmittelsucht) können die Folge von chronischen Schmerzen sein.
Langwierige Schmerzen erfordern eine besonders gute Erfassung der genauen Symptome, der Krankheitsgeschichte sowie auch der Lebensumstände des Patienten wie Stress oder Konflikte in der Familie. Deshalb befragt der Arzt den Patienten eingehend (Anamnese). Auf diese Weise können oft bereits Rückschlüsse auf den Auslöser des Schmerzsyndroms gezogen werden. In einem Schmerztagebuch kann der Patient festhalten, wann und zu welchen Situationen die Beschwerden auftreten. Wichtig ist die Schmerzqualität sowie die Schmerzintensität, welche auf einer Skala festgehalten werden kann (zwischen 0 und 10). Begleitsymptome können ebenfalls ausschlaggebend sein.
In der körperlichen Untersuchung achtet der Arzt auf mögliche allgemeine Krankheitszeichen, aber insbesondere auf Auffälligkeiten an Gelenken, Muskeln und Nerven. Im Anschluss können Untersuchungen mit Geräten sinnvoll sein. Elektrophysiologische Untersuchungen wie ENG (Elektroneurographie) oder EMG (Elektromyographie) sowie eine Hirnstrommessung (EEG, Elektroenzephalographie) können Hinweise auf Krankheiten geben. Mit bildgebenden Verfahren wie Ultraschall, Computertomographie (CT) oder Kernspintomographie (MRT, Magnetresonanztomographie) lassen sich weitere körperliche Probleme erkennen.
Unterschieden werden müssen die verschiedenen möglichen Ursachen der chronischen Schmerzen. Insbesondere muss danach gesucht werden, ob eine noch vorhandene Krankheit als Ursache für die Schmerzen in Frage kommt.
Zur Behandlung chronischer Schmerzen stehen eine ganze Reihe von Möglichkeiten zur Verfügung. Bei einer festgestellten Erkrankung oder Störung als Ursache muss diesbezüglich eine gezielte Therapie erfolgen. Ansonsten werden chronische Schmerzen häufig mit Medikamenten behandelt, aber auch viele weitere Verfahren kommen in Frage. Die Schmerztherapie wird häufig über einen langen Zeitraum vorgenommen.
Medikamente gegen die Schmerzen gibt es in verschiedener Form. Der Patient kann sie als Tabletten, Kapseln oder Tropfen einnehmen. Die Wirkstoffe können ebenso per Infusion oder Spritze und außerdem als Schmerzpflaster verabreicht werden. Die gegebene Dosis sollte an die Symptomatik angepasst werden. In der Regel erfolgt die Gabe über einen längeren Zeitraum, weshalb die Anwendung nach einem festen Schema geschehen sollte. Gerade bei den chronischen Schmerzen können Retard-Medikamente (längere Wirkungsdauer) angezeigt sein.
Die Wirkstoffe sind unterschiedlich. Wichtige Medikamentengruppen zur Schmerztherapie sind:
Die Schmerzbehandlung mit Medikamenten wird oft nach einem Therapieschema geregelt, welches von der WHO (Weltgesundheitsorganisation) ausgearbeitet wurde. Besonders bei Tumoren mit Schmerzen eignet sich das Schema. Drei (beziehungsweise vier) Stufen werden unterschieden.
Zur Schmerztherapie können neben den Arzneimitteln auch viele andere Methoden angewendet werden. Dies hängt von der Ursache und von der Art der Schmerzen ab. Beispiele für die meist ergänzend eingesetzten Verfahren sind:
Für die Prognose ist es wichtig, Schmerzen rechtzeitig und richtig zu behandeln. Ein Problem kann darin bestehen, den richtigen Arzt für die Schmerztherapie zu finden. Medikamente sind oft unabdingbar, um die Schmerzen zu bekämpfen. Länger andauernde Schmerzen können sich nicht selten verselbstständigen. Chronische und wiederkehrende Schmerzen können außerdem das Schmerzempfinden verschlimmern. Das Schmerzsyndrom kann negative psychische, körperliche, berufliche und soziale Folgen haben. Mit einer geeigneten Schmerztherapie, gegebenenfalls mit Zusatzmaßnahmen, können die Schmerzen beseitigt oder zumindest gelindert werden.
Letzte Aktualisierung am 07.06.2021.