In der Theatertherapie (Therapeutisches Theater) wird mit den Mitteln des Schauspiels gearbeitet, um psychische Probleme des Patienten zu ergründen und zu behandeln. Die Theatertherapie ist eine der künstlerischen oder kreativen Psychotherapien.
Der Patient kann im Theaterspiel seine gegenwärtigen Probleme und Gefühle zum Ausdruck bringen und das „reale Leben" mit einfließen lassen. Mit dem Therapeutischen Theater können Strategien erlernt werden, Schwierigkeiten im Leben zu bewältigen. Psychische Störungen können eingedämmt werden. Die Theatertherapie ist von der Methode des Psychodramas abzugrenzen, jedoch weisen die Ansätze viele Gemeinsamkeiten auf.
Die Theatertherapie kann bei einer Vielzahl von psychischen Beeinträchtigungen durchgeführt werden. Zum Anwendungsgebiet gehören neben unterschiedlichen eigentlichen psychischen Störungen wie Depression, Angststörungen und Suchterkrankungen auch psychosomatische Störungen (psychische Probleme, die körperliche Symptome bewirken).
Therapeutisches Theater kann jedoch auch vorgenommen worden, wenn keine ausgeprägte seelische Störung vorliegt, also zur Bewältigung von Lebens- und Beziehungsproblemen oder zum persönlichen Wachstum. Die Theatertherapie eignet sich für Menschen jeder Altersstufe und kann auch mit Personen durchgeführt werden, die nur geringe sprachliche Fähigkeiten haben.
Die Theatertherapie (Therapeutisches Theater) bezweckt eine Verbesserung des seelischen Zustandes durch das Theaterspiel. Die üblichen Mittel des Theaters können bei der Methode verwendet werden. Unter anderem sind dies Szenen, Rollen und Figuren, Kostüme, die Bühne (oft auf gleicher Höhe wie die Umgebung), Regisseur, Drehbuch und weitere Elemente. Außerdem gibt es in den meisten Fällen Zuschauer und dementsprechend auch Beifall und Applaus. Ein spezielles schauspielerisches Können muss der Patient nicht aufweisen.
Die Theatertherapie stellt eine Verbindung zwischen Körper, Seele und Geist her (ganzheitlicher Ansatz). Der Patient kann im Schauspiel seine Gefühle ausdrücken sowie ebenfalls seine Persönlichkeit und seine Lebensprobleme. Die spielerischen Mittel haben oft einen Bezug zu aktuellen Schwierigkeiten im Leben. Vieles läuft über eine Improvisation ab. Der Therapeut kann die Ausdrucksmittel des Patienten analysieren. Auch der Patient selbst kann seine Emotionen am eigenen Leib erfahren und sich ihrer bewusst werden.
In der Theatertherapie ist eine Behandlung ebenfalls durch das Schauspiel möglich. Der Patient kann während der Schauspielerei Probleme bewältigen. Er kann Verhalten üben, um es später im realen Leben anwenden zu können. Strategien für die Bewältigung alltäglicher Schwierigkeiten kann er ausprobieren. Ihm kann bewusst werden, dass eine Lösung auch im Alltag möglich ist. Das kann ihm Selbstvertrauen und Sicherheit geben. Nicht zuletzt wird durch die Freude am Theaterspiel die Stimmung gehoben.
Neben dem Schauspiel gibt es auch Gespräche zwischen Patient und Therapeut. Darin können das Theaterspielen und auch die Probleme diskutiert werden. Ebenfalls sind Maßnahmen aus verschiedenen Strömungen der Psychotherapie ein Bestandteil der Theatertherapie.
Die Theatertherapie wird meist innerhalb einer Gruppe durchgeführt. Es ist aber auch eine Einzelbehandlung möglich. Wie viele Sitzungen erfolgen, ist unterschiedlich.
Vor dem eigentlichen Theaterspiel wird der Patient über seine Probleme befragt. Der Therapeut macht sich dadurch bereits ein Bild von seiner Situation. Der Patient sucht sich immer wieder eine Rolle aus. In den Theaterspielen kann der Patient dann relativ frei agieren und seine Gefühle improvisierend einbringen. Noch während des Spielens kann der Therapeut die psychische Verfassung analysieren und Hinweise geben. Auch im Anschluss findet meist eine Nachbesprechung statt.
Die Risiken und Probleme der Theatertherapie sind nicht ausreichend aus wissenschaftlichen Untersuchungen bekannt, sondern eher aus der Erfahrung. Insgesamt bestehen eher geringere Risiken. Aufgrund möglicher Hemmungen gibt der Patient in der Theatergruppe oft nicht seine ganze Psyche preis. Emotionen können unter Umständen sehr stark werden und den Patienten belasten. Das kann zu einer Verschlechterung der psychischen Störung führen.
Über die Wirkung der Theatertherapie gibt es ebenfalls nicht genügend wissenschaftliche Studien. Im Allgemeinen können mit dem Therapeutischen Theater die psychische Verfassung verbessert werden, das Selbstbewusstsein und die Eigenverantwortlichkeit gestärkt werden sowie Strategien zur Problemlösung gefunden werden. Dadurch ist auch eine Verbesserung bei psychischen Störungen oder bei Lebensproblemen möglich. Ein Erfolg der Therapiemethode ist allerdings nicht in allen Fällen möglich.
Eine ähnliche Methode wie das Therapeutische Theater ist das Psychodrama. Es beleuchtet stärker die zwischenmenschlichen und inneren Konflikte. Weitere Möglichkeiten sind andere Kreativtherapien (künstlerische Therapien) oder renommierte Psychotherapiemethoden wie Verhaltenstherapie, Psychoanalyse oder humanistische (menschenbezogene) Ansätze.
Die Theatertherapie wird als künstlerische oder kreative Therapie in der Regel von den Krankenkassen nicht bezahlt. Als Element einer anderen, anerkannten Psychotherapie kann eine Kostenübernahme möglich sein. Der Patient sollte sich dahingehend erkundigen.
Letzte Aktualisierung am 28.05.2021.