Die Tanztherapie ist eine Methode der Psychotherapie mit Hilfe von Tanz und körperlichen Bewegungen. Die Tanztherapie ist zugleich ein künstlerisch-kreativer Ansatz und eine körperorientierte Methode.
Der Tanz wird als freie Ausdrucksform oder teilweise auch mit vorgegebenen Strukturen ausgeübt. Elemente aus anderen psychotherapeutischen Lehren fließen in die Tanztherapie mit ein. Konflikte des Patienten können zum Vorschein kommen, ohne dass die Sprache verwendet werden muss. Die Probleme können in der Tanztherapie auch bearbeitet und bewältigt werden. Somit ist auch eine Besserung von psychischen Störungen möglich.
Die Tanztherapie kann vielfältig eingesetzt werden und bei unterschiedlichen seelischen Störungen helfen. Beispiele für psychische Störungen, bei denen eine Tanztherapie durchgeführt werden kann, sind unter anderem Neurosen wie Angststörungen oder Zwangsstörungen, Depression, Suchterkrankungen, Essstörungen oder Psychotrauma (starke seelische Belastung aufgrund eines schlimmen Ereignisses). Bei psychosomatischen Störungen, also körperlichen Symptomen aufgrund psychischer Beeinträchtigung, ist ebenfalls eine Tanztherapie möglich.
Krebskranke und Schmerzpatienten sowie Personen mit Demenz (beeinträchtigter geistiger Leistungsfähigkeit) können aus psychologischer Sicht von der Tanztherapie profitieren. Die Tanztherapie wird zudem vorgenommen bei Menschen ohne ausgeprägte psychische Störung beispielsweise zum Stressabbau und zur persönlichen Weiterentwicklung. Die Tanztherapie eignet sich für alle Altersstufen.
Die Tanztherapie erzielt durch Tanz und Bewegung eine günstige Auswirkung auf den psychischen Zustand. Als Psychotherapie kann sie zur Behandlung von psychischen Störungen eingesetzt werden.
Die Bewegungen sind meist keine klassischen Tänze mit streng vorgegebenen Schritten, sondern sie werden vom Patienten improvisiert. Dennoch gibt der Therapeut oftmals eine Struktur vor, um dem Patienten die Unsicherheit und Hemmung zu nehmen. Der Patient ahmt auch tänzerische Bewegungen des Therapeuten nach. Die möglichen Tanz- und Bewegungsformen sind sehr vielseitig. Der Patient benötigt für die Methode keinerlei Erfahrung mit dem Tanzen.
Mit dem improvisierten Tanz kann der Patient bewusst oder unbewusst seine Gedanken, Gefühle und Konflikte zum Ausdruck bringen. Sowohl der Therapeut als auch der Patient können die tänzerische Darbietung im Hinblick auf die Psyche deuten. Der Therapeut führt eine Bewegungsanalyse durch. Der Patient kann sich praktisch mitteilen, ohne dabei die Sprache benutzen zu müssen. Allerdings finden innerhalb der Tanztherapie auch Therapeuten-Patienten-Gespräche statt. Dort kann über den Tanz an sich und die dabei aufgetretenen Emotionen gesprochen werden.
Die tänzerischen Bewegungen bewirken einige weitere vorteilhafte Veränderungen. Der Patient verbessert sein Körpergefühl, kann seine Beweglichkeit steigern und des Weiteren an Selbstvertrauen gewinnen. Die Freude beim Tanzen trägt zu einer allgemein besseren Stimmungslage bei. Die Tanztherapie bietet eine Möglichkeit, die psychischen Probleme zu bewältigen. Über den Tanz kann der Patient ebenso seine Kreativität voranbringen und neue Strategien ausprobieren.
Es wurden mehrere Varianten der Tanztherapie entwickelt. Die verschiedenen Methoden bringen beispielsweise Elemente aus der Tiefenpsychologie oder Psychoanalyse, der Integrativen Psychologie (Verbindung von Körper, Gefühlen und Denken), der systemischen (auf das Umfeld bezogenen) Therapie und der Sozialpädagogik mit ein.
Die Tanztherapie kann als Einzeltherapie vorgenommen werden, ist aber sehr häufig eine Art der Gruppenpsychotherapie oder der Familien- oder Paartherapie. Die Tanztherapie erfolgt an einer Reihe von Terminen.
Anfangs erfolgt ein Gespräch zwischen dem Patienten und dem Tanztherapeuten. Hier werden die Probleme des Patienten besprochen. Die Ziele und ein Behandlungsplan werden festgelegt. Ohne oder mit Musik führt der Patient die tänzerischen Bewegungen aus, die seinen Gefühlen entsprechen.
Der Therapeut deutet die Emotionen des Patienten anhand der Bewegungsanalyse. Während der Tanzphasen kann der Therapeut Hinweise, Anleitungen und Verbesserungsvorschläge geben. Am Ende der Therapiestunde spricht der Therapeut noch einmal mit dem Patienten über den ausgeübten Tanz und die hervorgetretenen Gefühle.
Nur sehr selten sind größere Schwierigkeiten bei einer Tanztherapie zu erwarten. Mangels Untersuchungen über das Thema kann aber keine definitive Aussage über die Risiken gemacht werden. Die verschiedenen Richtungen der Tanztherapie und die uneinheitliche Ausbildung von Tanztherapeuten lassen diesbezügliche Bewertungen nicht verallgemeinern. Nicht auszuschließen sind des Weiteren Verletzungen aufgrund der körperlichen Betätigung beim Tanz.
Bei diversen psychischen Störungen wurden Erfolge der Tanztherapie erzielt. Mit der Tanztherapie wird in der Regel die Bewegung verbessert, und die psychische Verfassung wird aufgehellt. Verschiedene psychische Symptome können reduziert werden. Bei mangelnder Motivation des Patienten kann die Therapie wirkungslos sein. Inzwischen werden vermehrt Studien über die Wirksamkeit der Therapiemethode durchgeführt. Dennoch lässt sich noch nicht abschließend sagen, wie erfolgversprechend eine Tanztherapie ist.
Normalerweise werden in Deutschland die Kosten einer Tanztherapie von der Krankenversicherung nicht getragen. Elemente der Tanztherapie können aber Bestandteil von anerkannten Psychotherapieformen sein und werden in diesem Rahmen dann übernommen. In jedem Fall sollte sich der Patient über die Finanzierungslage informieren.
Letzte Aktualisierung am 25.05.2021.