Die Kunsttherapie ist eine Methode aus dem Bereich der kreativen oder künstlerischen Therapien. Die Patienten drücken sich bei der Kunsttherapie aus, indem sie malen, zeichnen oder Skulpturen gestalten. Sie können ihre Persönlichkeit und ihre Gefühle in die Kunstwerke einbringen und so vom Therapeuten analysieren lassen. Die Patienten können aber auch neue Ansichten und Lösungsstrategien ausprobieren, indem sie künstlerisch etwas gestalten und damit kreativ sind. Die psychische Verfassung kann in der Kunsttherapie verbessert und stabilisiert werden, Probleme können bewältigt werden. Spezielle künstlerische Fertigkeiten müssen die Patienten für die Methode nicht mitbringen. Kunsttherapeut ist ein noch relativ neues, eigenes Berufsbild.
Die Kunsttherapie kann bei den unterschiedlichsten psychischen Störungen vorgenommen werden. Dazu gehören neben den verschiedenen psychischen Erkrankungen auch Psychotraumen (seelische Beeinträchtigungen durch enorme Belastungssituationen) und psychosomatische Störungen (Krankheitssymptome des Körpers, die durch psychische Probleme ausgelöst werden). Einen besonderen Sinn erhält die Kunsttherapie bei Patienten, die sich nicht ausreichend sprachlich ausdrücken können und daher durch die künstlerische Gestaltung Gefühle preisgeben können. Neben der Psychiatrie und Psychotherapie kann die Kunsttherapie auch in anderen medizinischen Feldern nützlich sein. So wird sie unter anderem in der Kinderheilkunde und in der Onkologie (Tumormedizin) sowie bei behinderten Menschen und bei Senioren eingesetzt. Vielfach kann eine Kunsttherapie zur persönlichen Weiterentwicklung genutzt werden oder zur Überwindung von Beziehungs- oder Familienproblemen.
Die Kunsttherapie arbeitet mit künstlerischen Mitteln wie Zeichnen, Malen und Gestalten zu psychotherapeutischen Zwecken. Die Kunsttherapie vereinigt die zunächst nicht als zusammenpassend erscheinenden Lehren der Kunst und der psychotherapeutischen Ansätze miteinander. Sie enthält unter anderem Elemente aus der Tiefenpsychologie und Psychoanalyse, aus humanistischen (auf den Menschen bezogene) Richtungen und aus der Verhaltenstherapie miteinander. Der Patient braucht für die Methode keinerlei künstlerische Vorbildung oder Begabung. Die Aufgabe der Kunsttherapie ist es weniger, dass ästhetische Werke entstehen, als dass Gefühle des Patienten zum Ausdruck gebracht werden können.
Übliche Arbeiten innerhalb der Kunsttherapie sind:
Die Kunsttherapie gehört damit zu den Methoden der kreativen (oder auch künstlerischen) Therapien.
Bilder und andere Kunstformen haben einen Einfluss auf die Gefühle des Menschen. Umgekehrt haben die Gefühle und die Persönlichkeit einen Einfluss auf die künstlerische Gestaltung. Farben, Formen und Muster hängen eng mit den Emotionen zusammen. In der Kunsttherapie kann der Patient seine Gefühle, Gedanken und Schwierigkeiten unmittelbar in die Kunstformen einfließen lassen. Schon über diese Kreativität kann die psychische Lage deutlich positiv beeinflusst werden.
Dem Therapeuten sowie oft auch dem Künstler selbst werden in der ausgeübten Kunst die psychischen Vorgänge deutlich und können dann bearbeitet werden. Eine Bewältigung ist möglich, indem der Patient seine Probleme weiterhin in den künstlerischen Ausdruck einbringt. Eine große Bedeutung haben auch die Gespräche zwischen dem Therapeuten und den Patienten über die Kunstwerke und ihre psychologische Bedeutung. Wie bei der Gesprächstherapie kann die Kommunikation zwischen Patient und Therapeut zur Behandlung genutzt werden. Der Patient kann die Schwierigkeiten verarbeiten, eine Aufhellung des seelischen Zustandes erfahren und neue Strategien für sein Leben erlernen. Der Patient erlangt außerdem Fähigkeiten für den sozialen Umgang und die persönliche Entwicklung sowie nicht zuletzt für die Kreativität, Wahrnehmung und Ästhetik.
Die Kunsttherapie kann als Einzelbehandlung oder auch in einer Gruppe geschehen. Meist wird eine Reihe von Sitzungen vorgenommen. Sie können in den Räumlichkeiten der medizinisch-psychotherapeutischen Einrichtung stattfinden oder aber in einem Künstler-Atelier.
Vor der eigentlichen Kunsttherapie erfolgt ein Gespräch zwischen dem Klienten und dem Therapeuten. Hier werden schon einmal die psychischen Probleme des Klienten ergründet, soweit dies möglich ist. Innerhalb der Sitzungen werden einerseits kreative Tätigkeiten ausgeübt wie Malen, Zeichnen oder Skulpturen herstellen, andererseits führen Klient und Therapeut auch hier Gespräche. Der Therapeut analysiert die Psyche des Patienten und findet mit ihm gemeinsam Strategien, die Probleme zu bekämpfen.
Allgemein finden sich nur selten stärkere Nebenwirkungen bei der Kunsttherapie. Durch die Diagnose- und Therapiemaßnahmen können die Emotionen des Patienten unter Umständen sehr stark hervortreten. Es kann bei manchen Patienten daher zu Ängsten und zu einer Überforderung mit der Situation kommen. Es ist nicht auszuschließen, dass sich die psychischen Probleme verschlimmern.
In vielen Fällen kann die Kunsttherapie dazu beitragen, dass die Psyche des Patienten stabilisiert und der Gemütszustand verbessert wird. Da es nicht genügend wissenschaftliche Untersuchungen zu diesem Thema gibt, kann keine allgemeingültige Aussage getroffen werden. Dennoch ergibt sich aus der Erfahrung häufig ein gesteigertes Selbstvertrauen, eine Verbesserung von sozialen Fähigkeiten sowie eine erhöhte Kreativität mit der Möglichkeit, Lösungsstrategien zu finden. Vielfach bietet die Kunsttherapie Unterstützung bei der Verarbeitung von Problemen. Die Kunsttherapie hat oft auf die persönliche Entwicklung einen positiven Einfluss.
Die Kunsttherapie kann für viele Einsatzbereiche, oft auch außerhalb der Psychologie und Psychiatrie, vorgenommen werden. Sind psychische Störungen der Grund für die Behandlung, so erweisen sich immer auch andere Therapieformen wie Psychoanalyse, Verhaltenstherapie oder humanistische Ansätze als sinnvoll.
In Deutschland wird eine Kunsttherapie im Normalfall nicht von der Krankenversicherung gestützt, so dass die Kosten nicht erstattet werden. Dennoch sollte sich der Patient vor der Behandlung diesbezüglich erkundigen.
Letzte Aktualisierung am 25.05.2021.