Die Krisenintervention ist die kurzfristige psychologische Betreuung bei seelischen Notfällen. Das ist oft bei einem Psychotrauma gegeben. Ein Psychotrauma ist eine starke psychische Belastung nach einer einschneidenden Situation wie dem Tod von nahen Angehörigen, einem schweren Unfall oder einem Gewaltverbrechen. Die Krisenintervention kann auch bei einer akut auftretenden schweren psychischen Erkrankung angezeigt sein wie etwa bei einer Selbstmordgefahr. Die Krisenintervention geschieht mit Gesprächen und teilweise mit anderen psychotherapeutischen Methoden sowie Medikamenten. Die jeweilige Organisation wird oft als Kriseninterventionsdienst (KID) oder als Kriseninterventionsteam (KIT) bezeichnet. Ziel der Maßnahmen ist es, negative Folgen zu verhindern oder zu begrenzen.
Eine Krisenintervention ist eine Therapie von akuten psychischen Notfällen. Das sind einerseits frisch auftretende Psychotraumen, andererseits heftige psychiatrische Symptome.
Ein Psychotrauma ist eine schwere seelische Beeinträchtigung durch eine belastende Lebenssituation. Zu solchen Ereignissen, die ein Psychotrauma bedingen, gehören unter anderem der Verlust von nahestehenden Personen, Unfälle, Vergewaltigungen, Terror und Amoklauf, Folter, Kriege und Naturkatastrophen. Es kommt zu einer enormen Belastung für den Beteiligten. Eine kurzfristige Krisenintervention wird dann von speziell geschulten Betreuern oft noch direkt am Ort des Geschehens vorgenommen. Des Weiteren können die Betreuer eingesetzt werden, wenn der Tod eines Angehörigen mitgeteilt werden muss.
Die Krisenintervention bei psychiatrischen Störungen wird vorgenommen, wenn sich innerhalb kurzer Zeit eine Gefahr für den Patienten selbst oder für andere ergibt. Ein typischer Anlass für die Krisenintervention ist ein Selbstmordversuch oder eine Ankündigung beziehungsweise Selbstmordgefahr. Das ist oftmals bei zwischenmenschlichen Problemen der Fall beziehungsweise wenn ein Betroffener keinen Ausweg mehr sieht. Andere psychiatrische Notfälle ergeben sich durch Angststörungen (plötzlich auftretende Angst), Suchterkrankungen (oft Alkoholsucht) und Entzugserscheinungen oder durch Psychosen (schwere psychische Störungen mit verzerrter Realitätswahrnehmung).
Psychiatrische Notfälle oder sehr starke Belastungssituationen (Psychotraumen) bedürfen einer sofortigen Behandlung (Intervention). Die Betreuung und Therapie im Rahmen der Krisenintervention ist daher kurzfristig angelegt und ist nicht als längere Maßnahme geplant. Allerdings erfolgt oft eine weitergehende Behandlung im Anschluss an die Krisenintervention.
Für Katastrophen, Unfälle und ähnliche Situationen gibt es Mitarbeiter des Rettungsdienstes sowie der Polizei, der Feuerwehr oder auch von kirchlichen Organisationen, die speziell für die Krisenintervention bereitgestellt werden. Sie wurden vorher entsprechend geschult, um betroffene Personen betreuen zu können. Die Therapeuten beziehungsweise Seelsorger sind häufig in einem Kriseninterventionsdienst (KID, kurz: Krisendienst) oder Kriseninterventionsteam (KIT) organisiert. Bei seelischen Notsituationen gibt es einen psychologischen oder psychiatrischen Notdienst. Gewissermaßen gehört zur Krisenintervention auch die Telefonseelsorge.
Innerhalb einer Krisenintervention kommen Maßnahmen zum Einsatz, die auch in anderen Formen der Psychotherapie angewendet werden. Der meist wichtigste Bestandteil ist das Gespräch zwischen Betreuer oder Therapeut mit dem Betroffenen oder Patienten.
Der Sinn ist zunächst einmal die Bewältigung der akuten Notfallsituation. Mit der Krisenintervention wird aber auch der Grundstein dafür gelegt, dass die Gefahr späterer Probleme wie beispielsweise einer Posttraumatischen Belastungsstörung oder eines neuerlichen Selbstmordversuches verringert wird. Der Betroffene soll neue Hoffnung schöpfen und in Zukunft ein psychisch unbeeinträchtigtes Leben führen können.
Die Krisenintervention ist eine kurzfristige Art der Behandlung und Betreuung. Die Krisenintervention beginnt so früh wie möglich nach dem auslösenden Ereignis oder dem Auftreten der psychischen Symptome. Vielfach dauert die Maßnahme nur wenige Stunden. Sie findet zunächst ambulant statt, nicht selten sogar gleich in der Nähe der Geschehnisse. In einigen Fällen werden Betroffene auch für relativ kurze Zeit auf eine geeignete Klinikstation eingewiesen. Eine Art Krisenintervention kann als Kurztherapie in einigen wenigen Behandlungssitzungen ablaufen.
Die psychologische Betreuung geschieht vorrangig durch Gespräche. Eingesetzt werden aber auch andere psychotherapeutische Maßnahmen aus verschiedenen Richtungen. Der Betreuer sammelt, falls möglich, zunächst Informationen über das Ereignis und versucht dann, dem Betroffenen einen emotionalen Halt und eine Unterstützung zu bieten. Bei schweren psychischen Störungen kann die Gabe von Medikamenten (Psychopharmaka) sinnvoll sein. Am Ende der Krisenintervention wird der Patient vorbereitet, sein Alltagsleben weiterzuführen, sich (wieder) in die sozialen Strukturen einzufügen und eventuell eine Anschlussbehandlung vornehmen zu lassen.
Die Probleme sind hauptsächlich abhängig von der psychischen Störung oder der traumatisierenden Situation und der Persönlichkeit des Patienten. An sich sind keine größeren Risiken bei der Krisenintervention bekannt. In seltenen Fällen kann sich eine emotional belastende Situation ergeben, die den Leidensdruck des Betroffenen verstärken könnte.
Den meisten Betroffenen kann mit einer Krisenintervention akut geholfen werden. Eine akute psychische Belastungssituation kann in aller Regel bereits ein Stück weit bewältigt werden. Die Gefahr für eine entstehende psychische Störung wird gemindert. Bei einer Krisenintervention zur notfallmäßigen Behandlung einer schweren psychischen Störung kann meist der akute Krankheitsprozess unterbunden werden. Durch die Krisenintervention kann ein bevorstehender Selbstmord sehr häufig verhindert werden.
Die Krisenintervention kann jedoch aufgrund der Schwere vieler Probleme nicht garantieren, dass es zu einer Besserung kommt. So kommt es in einigen Fällen dennoch zu psychischen Folgeerkrankungen oder sogar zu einem Selbstmordversuch.
Eine notfallmäßige psychiatrische Behandlung wird in der Regel von der Krankenversicherung übernommen. Eine Seelsorge erfolgt oft durch ehrenamtliche Helfer.
Letzte Aktualisierung am 25.05.2021.