Eine Gruppenpsychotherapie oder Gruppentherapie ist eine psychotherapeutische Maßnahme in einer Gruppe von Menschen, die sich üblicherweise fremd sind. Die Gruppentherapie ist damit im Gegensatz zu einer systemischen Therapie zu sehen, bei der ein schon vorher bestehendes soziales Gefüge an Leuten behandelt wird (wie Familientherapie oder Paartherapie). Verschiedene Verfahren der Gruppenpsychotherapie wurden speziell entwickelt. Auch fast alle herkömmlichen Psychotherapien, die sonst mit einem Einzelpatienten vorgenommen werden, sind in einer Gruppe möglich. Die Gruppentherapie hat gegenüber einer Einzeltherapie bestimmte Vor- und Nachteile.
Die möglichen Anlässe für eine Gruppenpsychotherapie sind vielfältig. Sie kann bei den unterschiedlichsten psychischen Störungen vorgenommen werden, wie Depression, Angststörungen, Essstörungen, Psychotrauma (Belastungssituation nach einschneidenden Lebensereignissen), Burnout-Syndrom oder psychosomatischen Störungen (körperliche Beschwerden bei ursprünglich psychischer Problematik). Auch bei diversen Lebensproblemen kann eine Gruppentherapie nützlich sein. Die einzelnen Teilnehmer innerhalb einer Gruppe haben eine ähnlich gelagerte psychische Störung oder können zumindest mit der gleichen Methode behandelt werden. Die Bereitschaft des Patienten muss allerdings gegeben sein, an einer Gruppentherapie teilzunehmen. Manche Probleme sind zu intim, um in einer Gruppentherapie aufgearbeitet zu werden.
Die verschiedenen Gruppenpsychotherapien verfolgen an sich keine gemeinsame Methodik. Dennoch lässt sich eine Reihe von Gemeinsamkeiten für alle Psychotherapien, die in einer Gruppe ablaufen, ausmachen.
Bei allen Gruppenpsychotherapien wird das jeweilige Verfahren nicht bloß auf die Einzelperson angewendet, sondern auch auf den Kontext der Gruppe oder auf die Gruppe in ihrer Gesamtheit. Die meisten Gruppenmitglieder kennen sich vor der Therapie nicht, sie bauen aber im Laufe der Therapie ein soziales Gefüge und ein Gruppenbewusstsein aus. Die Gruppenmitglieder kommunizieren miteinander und können sich gegenseitig fördern. Die Behandlung kann sogar dadurch an Nutzen gewinnen, dass sich eine regelrechte Gruppendynamik entwickelt. Die Mitglieder können gegenseitig an der Gruppe wachsen und ihr Sozialverhalten verbessern. Der Therapeut kann in der sozialen Struktur der Gruppe erkennen, welche Rolle der Einzelne einnimmt. Anhand des Verhaltens gegenüber anderen Teilnehmern kann der Therapeut ableiten, welche Probleme im zwischenmenschlichen Bereich vorhanden sind.
Es finden sich bei den Gruppentherapien diverse Verfahren wie beispielsweise psychoanalytische und tiefenpsychologische, verhaltenstherapeutische, humanistische (eng am Menschen orientierte) oder bewegungstherapeutische Ansätze. In vielen der Konzepte ist das Gespräch zwischen Therapeut und den Gruppenmitgliedern, auch untereinander, ein zentrales Element. Ebenfalls häufig ausgeübt werden Rollenspiele. Speziell als Gruppenpsychotherapie entwickelte Behandlungsformen sind unter anderem:
Neben diesen auf die Gruppenarbeit zugeschnittenen Methoden können prinzipiell auch fast alle anderen Psychotherapien mit mehreren Menschen vorgenommen werden.
Nicht zu den eigentlichen Gruppentherapien werden die systemischen Therapien gezählt. Systemische Therapien sind beispielsweise Familientherapien oder Paartherapien, also Behandlungen innerhalb eines schon vorhandenen Systems von sozialen Beziehungen.
Eine Gruppenpsychotherapie kann ambulant vorgenommen werden oder ein Teil einer stationären Behandlung in einer Klinik sein. Die Gruppe trifft sich jeweils zu festen Zeiten. Eine Gruppensitzung dauert meist 50 Minuten, bei manchen Gruppen kommt es allerdings zu längeren Treffen von bis zu zwei Stunden. Die Gruppengröße variiert, oft sind es sieben bis zwölf Klienten, andere Gruppen bestehen lediglich aus vier Personen oder aber aus einer größeren Anzahl Beteiligter (wie eine Großgruppe mit 30 bis 80 Teilnehmern oder mehr). In den Sitzungen werden die Maßnahmen aus der verwendeten Methode durchgeführt, also Gespräche, Rollenspiele oder andere Vorgehensweisen. Oft verändern sich die Therapiegruppen im Laufe der Zeit, da einzelne Patienten hinzukommen und andere die Therapie beenden. Andere Gruppen laufen über eine bestimmte Anzahl von Terminen mit denselben Personen ab.
Mögliche Risiken und Probleme sind abhängig von der angewendeten Methode. In manchen Fällen ist die Gruppentherapie nicht tiefgehend genug, so dass einzelne Patienten zu wenige Informationen an den Therapeuten preisgeben und entsprechend nicht intensiv genug behandelt werden.
Die Erfolgsaussichten einer Gruppenpsychotherapie richten sich nach Faktoren wie der Störung des Patienten, der Methode und individuellen Einflüssen. Allgemein kann gesagt werden, dass Gruppentherapien unter anderem das soziale Verhalten fördern und das Selbstbewusstsein und die Gefühlslage verbessern. Somit kann oft auch eine psychische Störung abgemildert werden. Das ist jedoch von Patient von Patient unterschiedlich, so dass viele Menschen durch die Gruppenpsychotherapie gewinnen, manche Menschen auch keinen Nutzen aus der Therapie ziehen.
Statt einer Gruppentherapie kann auch eine Psychotherapie als Einzelverfahren besser geeignet sein, mit derselben Methode oder mit anderen Ansätzen.
Die Kostenübernahme von den Krankenversicherungen ist abhängig von der angewendeten Methode. In der Regel werden bei entsprechendem Anlass Gruppentherapien aus den Richtungen Verhaltenstherapie und Tiefenpsychologie bezahlt, während andere Verfahren meist nicht übernommen werden können. In jedem Fall sollte sich der Betroffene zuvor über die Kostenfrage informieren.
Letzte Aktualisierung am 25.05.2021.