Die Ergotherapie ist ein Konzept mit dem Schwerpunkt, dass der Patient selbst etwas tun soll. Nach dem Ansatz der Ergotherapie haben alle Menschen das Verlangen nach eigener Aktivität. Handeln kann in der Ergotherapie für die Gesundheitsförderung und für die Heilung eingesetzt werden. Die Ergotherapie setzt sich aus den Bestandteilen Beschäftigungs- und Arbeitstherapie zusammen, oft wird bei der Ergotherapie auch einfach nur von einer Beschäftigungstherapie gesprochen.
Die Ergotherapie kommt in vielen medizinischen Fachgebieten zum Einsatz und kann auch in der Psychiatrie sinnvoll sein. Durch die Tätigkeiten in der Ergotherapie erhält der Patient die Bestätigung, dass er in der Gesellschaft wertvoll ist und etwas leisten kann. Er entwickelt Eigeninitiative und findet zu seinem Selbstvertrauen.
Die Ergotherapie kann bei psychischen Störungen verschiedener Art vorgenommen werden. Die Behandlungsform eignet sich beispielsweise für Patienten mit Psychose (schwere psychische Erkrankung mit Realitätsverzerrung), Depression, Manie, Neurosen (wie Angst- oder Zwangsstörungen), Suchterkrankungen oder psychosomatischen Störungen (körperlichen Symptomen bei psychischen Problemen). Die Ergotherapie wird nicht nur in der Psychiatrie, sondern auch in vielen anderen medizinischen Richtungen eingesetzt wie Innere Medizin, Chirurgie, Kinderheilkunde (Pädiatrie), Altersheilkunde (Geriatrie), Neurologie (Nervenheilkunde), Orthopädie oder bei der Arbeit mit behinderten Personen. Bei Menschen mit Schlaganfall oder einer Demenz (beeinträchtigtes Gedächtnis und Denken) erweist sich die handlungsorientierte Therapie als sinnvoll. Auch kann eine Ergotherapie zur Wiedereingliederung von Patienten in das normale Leben durchgeführt werden. Die Ergotherapie kann bei Menschen jeder Altersklasse vorgenommen werden.
Der zentrale Inhalt der Ergotherapie ist die Handlung. Durch Aktivitäten aller Art, die vom Patienten selbst ausgeübt werden, wird eine Verbesserung vor allem der psychischen Gesundheit angestrebt. Die Ergotherapie besteht vom Grundprinzip her aus den Anteilen Beschäftigungstherapie und Arbeitstherapie. Bei der Beschäftigungstherapie liegt der Schwerpunkt auf kreativen Tätigkeiten, bei der Arbeitstherapie dagegen auf Aspekten, die für das Berufsleben von Bedeutung sind.
Die Ergotherapie geht davon aus, dass jeder Mensch ein eigenes Handeln braucht, um seelisch gesund zu sein. Durch die Tätigkeiten macht der Patient Erfahrungen und vergrößert sein Selbstwertgefühl, indem er Erfolgserlebnisse aufweisen kann. Er bekommt vom Therapeuten und aufgrund der Ergebnisse ein Feedback über seine Aktionen. Er kann daher lernen und sich persönlich weiterentwickeln. In der Ergotherapie kann der Patient seine Fähigkeiten bei den ausgeübten Maßnahmen trainieren. Außerdem können soziale Kontakte gefördert werden und der Umgang mit anderen Personen geübt werden. Alle diese Aspekte führen schließlich zu einer Besserung des seelischen Wohlbefindens.
Die Ergotherapie ist ein ganzheitlicher Ansatz, der den Menschen immer im Zusammenhang mit seinem Umfeld betrachtet. Auch werden die Möglichkeiten und Fähigkeiten des Patienten in ihrer Gesamtheit betrachtet.
Zu den wichtigsten Zielen der Ergotherapie gehört die Eingliederung des Betroffenen in die Gesellschaft. Er soll ohne fremde Unterstützung ein eigenes Leben führen können. Der Betroffene soll selbstständig, kreativ und motiviert handeln können. In seinem Beruf soll er ausreichend leistungsfähig sein. Auf neue Situationen soll er vernünftig reagieren können. Der Patient soll einen Sinn im Leben finden und auch seine Freizeit nach seinen Wünschen gestalten können.
Zu den Maßnahmen innerhalb der Ergotherapie gehören ganz unterschiedliche Tätigkeiten. Als Beschäftigungstherapie können gestalterische, kreative Aktivitäten vorgenommen werden. Sie reichen vom Handwerken über Malen und Zeichnen bis hin zum Musizieren. Sport und Bewegungsübungen sind ebenfalls Bestandteil der Ergotherapie. Weiterhin können alltägliche Handlungen ausgeführt und trainiert werden. Die Arbeitstherapie als Bestandteil des ergotherapeutischen Konzeptes umfasst Maßnahmen zur Verbesserung der Arbeit. Die Person übt die Arbeitsplanung und berufliche Handlungen, soll sich an Regeln halten und erlernt Möglichkeiten, die Vorgänge zu erleichtern.
Die Ergotherapie wird häufig mit einem einzelnen Patienten vorgenommen, möglich ist auch eine Behandlung in einer kleineren oder größeren Gruppe. Das hängt von der Art der seelischen Störung ab.
Anfangs erfolgt eine Analyse durch den Ergotherapeuten. Dieser befragt und beobachtet den Patienten und führt gegebenenfalls Tests durch. Ein Ergotherapie-Plan wird entworfen. Dann führt der Patient, mit oder ohne Betreuung durch den Therapeuten, Maßnahmen im Rahmen der Ergotherapie aus. Gegebenenfalls werden Angehörige oder Menschen aus dem Umfeld mit einbezogen.
An sich ist eine Ergotherapie eher selten mit Problemen oder Risiken behaftet. Bei schweren seelischen Erkrankungen wie Psychosen können einige Aspekte der Ergotherapie den Patienten überlasten. Die Erkrankung kann akut verschlechtert werden.
Bei vielen Patienten kann durch eine Ergotherapie tatsächlich eine Verbesserung verschiedener psychischer und sozialer Aspekte bringen. Ein selbstständiges Leben als Teil der Gesellschaft und der Arbeitswelt kann für den Patienten wieder möglich werden. Er kann neues Selbstbewusstsein und Eigeninitiative gewinnen. Bei einigen Menschen ist die Methode allerdings auch nicht erfolgreich.
Häufig können die Kosten für die Ergotherapie von der Krankenversicherung übernommen werden, sofern sie von einem Arzt angeordnet wurde. Der Patient sollte sich informieren, inwieweit die Finanzierung vonstatten gehen kann.
Letzte Aktualisierung am 25.05.2021.