Eine Integrative Therapie ist eine psychotherapeutische Methode, die unterschiedliche Ansätze systematisch miteinander vereint. Hinter der Integrativen Therapie steckt der Gedanke, dass jeder Patient, jede Situation und jeder Behandlungsverlauf einen eigenen Therapieschwerpunkt benötigt. In der Allgemeinen und Integrativen Therapie werden daher diverse Behandlungsmöglichkeiten unter einen Hut gebracht, so dass die Wahl der Methoden an die jeweiligen Anforderungen optimal angepasst werden kann. Die Integrative Therapie ist ein ganzheitliches Konzept, das die zusammenhängenden menschlichen Anteile Körper, Seele und Geist mit einbezieht. Ebenso wird der Mensch im Zusammenhang mit seinem Umfeld betrachtet.
Die Integrative Therapie kann wegen des viele Methoden umfassenden Ansatzes bei einer Vielzahl von psychischen Störungen angewendet werden. Neurosen (Angst- und Zwangsstörungen und ähnliche Krankheitsbilder) gehören beispielsweise ebenso zu den Anwendungsgebieten wie psychosomatische Störungen (körperliche Symptome durch psychische Probleme). Gleichermaßen kann eine Integrative Therapie bei Psychosen (schweren psychischen Krankheitsbildern mit Realitätsverzerrung) oder bei Suchterkrankungen vorgenommen werden. An sich kann nicht von Anzeigen und Gegenanzeigen für die Integrative Therapie gesprochen werden, sondern diese richten sich nach der darin verwendeten Einzelmethode. Nicht immer wird eine Behandlung bei einer definitiven psychischen Störung durchgeführt, sondern die Maßnahmen finden auch zur Selbsterfahrung, persönlichen Entwicklung und Problembewältigung eine Anwendung. Die Integrative Therapie kann in jedem Lebensalter von der Kindheit bis zum Greisenalter durchgeführt werden und sogar als Sterbebegleitung dienlich sein.
Die Integrative Therapie wurde von Hilarion Petzold, einem deutschen Psychologen, seit den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts ausgearbeitet. Durch seine vielseitigen Interessen und Kenntnisse hatte er die Idee, einen umfassenden psychotherapeutischen Ansatz zu entwerfen. Er vereinte unterschiedliche Therapieformen in dem Gesamtkonzept der Integrativen Therapie. Die meisten Psychotherapiemethoden haben eine gemeinsame Basis, unterscheiden sich aber in der Arbeitsweise und in der Wirkung. Daher können die Einzelmethoden jeweils bei bestimmten psychischen Störungen besonders vorteilhaft sein. Die Integrative Therapie wird durch den eingliedernden Ansatz sehr flexibel und lässt sich auch im Behandlungsverlauf an die derzeitigen Gegebenheiten anpassen. Außerdem können Risiken vermindert werden. Die Integrative Therapie ist ein ausgereiftes Gesamtkonzept und nicht eine bloß zusammengewürfelte Ansammlung von Therapiemethoden. Dies würde nicht als „integrativ", sondern als „eklektisch" bezeichnet werden.
Wichtige Bestandteile der Integrativen Therapie sind
Die Integrative Psychotherapie ist ein ganzheitliches Konzept, bei dem der Mensch als eine Einheit von Körper, Seele und Geist betrachtet wird. Ebenfalls muss der Mensch im Zusammenhang mit seinem Umfeld gesehen werden, da die Erfahrungen und Beziehungen einen großen Einfluss auf ihn ausüben. Seiner Umwelt teilt sich der Mensch durch Sprache, Mimik, Bewegungen und Kreativität mit, weshalb diese Faktoren auch einen Bestandteil des integrativen Ansatzes darstellen. Die Integrative Therapie sieht den Menschen als ein in ständiger Veränderung und Entwicklung begriffenes Wesen. Das bedeutet konkret, dass sich psychische Störungen auch im Laufe des Lebens durch schwere Erlebnisse neu ausbilden können, sie aber ebenso durch Erfahrungen (unter anderem auch Therapien) wieder verschwinden können.
Die Integrative Therapie kann als Einzel-, Gruppen- oder Familienbehandlung durchgeführt werden. In der Regel wird eine wöchentliche Stunde vorgenommen. Wie lange sich die Therapie erstreckt, hängt vom jeweiligen Patienten und dem Therapieverlauf ab.
Die Grundlage für die Integrative Therapie bilden die Gespräche zwischen Patient und Therapeut. Die Sitzung fängt oft damit an, dass der Patient sich über ein Problem Gedanken macht. Er soll seine Gefühle zum Vorschein bringen, was über die verschiedenen Methoden wie Gespräche, kreative Maßnahmen oder Bewegung geschehen kann. Der Therapeut hilft dem Patienten während des Ablaufes. Nach den Maßnahmen sollte noch ein Gespräch erfolgen, in dem der Patient begreifen soll, wie die Gefühle und Gedanken entstanden sind. Weitere Methoden können in den Sitzungen angewendet werden, z. B. Techniken aus der Verhaltenstherapie, um nachteilige Denk- und Verhaltensweisen zu verbessern.
Die Risiken und Probleme bei der Integrativen Therapie hängen von den verwendeten Einzelverfahren ab. Da der Ablauf flexibel ist und die Therapie aus wissenschaftlicher Sicht noch nicht genügend beleuchtet ist, können die möglichen Probleme nicht zuverlässig vorhergesehen werden. Mögliche Risiken können das Hervortreten von starken negativen Emotionen darstellen oder spezifische Probleme bei bestimmten körperbezogenen Methoden.
Aus der Erfahrung heraus ist die Integrative Therapie in vielen Fällen wirkungsvoll. Manchmal kann aber auch keine Besserung des psychischen Zustandes erreicht werden. Es fanden bisher nicht genügend Untersuchungen statt, ob die Integrative Therapie erfolgreich ist. Deshalb können über die Aussichten keine ganz konkreten Aussagen getroffen werden. Es ist aber wahrscheinlich, dass die Integrative Therapie eine im Allgemeinen effiziente Methode ist.
Im Prinzip ist fast jeder Psychotherapeut auch ein Anwender der Integrativen Therapie, da er für den Patienten eine geeignete Behandlung heraussuchen sollte. Alternativen zum allgemeinen beziehungsweise integrativen Ansatz können Einzelmethoden aus der Psychotherapie sein. Bei manchen schweren Störungen können Medikamente angebracht sein.
In Deutschland ist (anders als in Österreich) die Integrative Therapie eine Methode, die die Krankenkassen nicht anerkannt haben und normalerweise daher auch nicht finanziell tragen. Es ist sinnvoll, sich vor der Behandlung über die Kostenaspekte zu informieren.
Letzte Aktualisierung am 21.05.2021.