Die analytische Psychotherapie ist eine Behandlungsmethode, die sich an die klassische Psychoanalyse anlehnt. Da die ursprüngliche Psychoanalyse sich äußerst lange hinziehen kann und somit für viele Patienten nicht zufriedenstellend durchführbar ist, hat sich die analytische Psychotherapie etabliert. In der analytischen Psychotherapie findet eine eingehende Beschäftigung mit Konflikten aus der Kindheit und Jugend des Patienten statt. Die analytische Psychotherapie ist ein Bestandteil der analytischen Psychologie und kann hauptsächlich zur Therapie bei Neurosen (unter anderem Angst- und Zwangserkrankungen) oder Persönlichkeitsstörungen vorgenommen werden. Die analytische Psychotherapie erstreckt sich ungefähr über eine Zeit von zwei bis drei Jahren und erfolgt oft in zwei Wochensitzungen.
Eine analytische Psychotherapie eignet sich für Patienten mit länger andauernden psychischen Störungen unterschiedlicher Art. Die Behandlungsform kann bei Neurosen sinnvoll sein. Neurosen sind Störungen, die durch ungelöste psychische Konflikte in der Entwicklung des Patienten entstehen, dazu gehören Krankheitsbilder wie Angststörungen und Zwangserkrankungen. Ebenfalls kann eine analytische Psychotherapie angebracht sein bei Persönlichkeitsstörungen, also seit langem bestehenden Auffälligkeiten im Denken und Verhalten eines Menschen. Eher weniger gut können Psychosen (schwere Störungen des Erlebens) mit der analytischen Psychotherapie behandelt werden sowie psychische Störungen mit körperlicher Symptomatik (psychosomatische Störungen). Mit Vorgesprächen lässt sich herausfinden, ob eine analytische Psychotherapie das geeignete Verfahren für einen Patienten ist.
Die analytische Psychotherapie ist ein Verfahren, das als Grundlage die Psychoanalyse verwendet. Wie bei dieser wird in der analytischen Psychotherapie darauf hingearbeitet, unbewältigte Konflikte des Patienten aufzudecken und zu lösen. So beinhaltet die analytische Psychotherapie die intensive Auseinandersetzung mit der Kindheit und Jugend des Patienten. Die angestauten Konflikte kommen in der Wechselbeziehung zwischen dem Patienten und dem Therapeuten zum Vorschein.
Dies funktioniert unter anderem über das Phänomen der Übertragung und Gegenübertragung. Übertragung bedeutet, dass der Patient Gefühle, Wünsche und Ängste in eine neue Beziehung mit einbringt, hier in die Beziehung zum Therapeuten. Entsprechend läuft die Gegenübertragung in umgekehrter Richtung vom Therapeuten zum Patienten. Der Psychotherapeut sollte seine eigenen psychischen Probleme aber heraushalten. Er benötigt daher einige Erfahrung, um eine analytische Psychotherapie regelrecht durchführen zu können. Jedoch kann er auch über seine Gefühle im Sinne der Gegenübertragung weitere Informationen über die Probleme des Patienten bekommen.
Die Konflikte sollen während der analytischen Psychotherapie auch behandelt werden. Eine Rolle spielt dabei unter anderem die Regression, also der Rückfall auf frühere Reaktionsmuster. Die Verhaltensweisen der Regression können ihren Beitrag zur Bewältigung der Konflikte leisten. Schon die Durcharbeitung der Konflikte, die während der Analyse zum Vorschein kommen, kann aber zu einer Lösung führen.
Die analytische Psychotherapie findet üblicherweise an zwei Sitzungen pro Woche statt, möglich sind auch ein oder drei wöchentliche Termine. Meist wird ein einzelner Patient behandelt. Dennoch kann die analytische Psychotherapie auch in einer Gruppe vorgenommen werden. Der Patient sitzt während der Behandlungstermine entweder dem Therapeuten gegenüber oder liegt ohne Blickkontakt auf einer Couch. Es findet ein Gespräch statt, bei dem nach und nach unbewusste Probleme des Patienten zum Vorschein kommen können. Der Patient wird dazu angehalten, in der Therapiestunde alles zu erzählen, was er denkt, selbst wenn es für ihn nicht von Bedeutung zu sein scheint. Dazu gehören unter anderem frühere Angelegenheiten, aktuelle Themen und Vorstellungen, die Phantasie und auch die Träume des Patienten. Eine genaue Vorgehensweise ist nicht festgelegt. Die analytische Psychotherapie kann daher auch kreative Tätigkeiten des Patienten beinhalten. Aus den Aussagen, dem Verhalten und den unbewussten Mitteilungen des Patienten erarbeitet sich der Therapeut ein Bild von dessen bisher nicht gelösten Problemen. In der Folge versucht er mit dem Patienten, die Probleme zu bewältigen.
Eine einzelne Sitzung hat eine Dauer von ungefähr 50 Minuten. Die analytische Psychotherapie erstreckt sich über viele Termine (je nach Fall etwa zwischen 80 und 300 Sitzungen), so dass sie insgesamt zwei bis drei Jahre in Anspruch nehmen kann. Die Zeitdauer ist allerdings immer noch kürzer als bei der herkömmlichen Psychoanalyse, die über viele Jahre gehen kann.
Risiken bei der analytischen Psychotherapie sind nicht genau bekannt und können von Patient zu Patient abweichen. Genaue Aussagen über die Risiken können wegen der schlechten Erprobung nicht getroffen werden. Eines der Probleme bei der Therapieform betrifft die Gegenübertragung, also das Einbringen der Konflikte des Therapeuten in die Interaktion mit dem Patienten. Die Beziehung zwischen Therapeut und Patient kann unter Umständen zu intensiv werden. Ansonsten ist die Anwendung der analytischen Psychotherapie bei den meisten Patienten akzeptierbar.
Bisher gibt es keinen definitiven Nachweis und keine exakte Untersuchung über die Erfolge der analytischen Psychotherapie. Aus der Erfahrung gibt es viele Patienten, denen die analytische Psychotherapie geholfen hat. Somit ist die Therapie bei den meisten Betroffenen als gut wirksam anzusehen.
Bei einigen Patienten kann sich eher eine klassische Psychoanalyse zur Auflösung von tiefsitzenden Konflikten eignen. Bei anderen Menschen ist dagegen eine Kurztherapie sinnvoller, vor allem bei solchen mit klar umrissenen Problemen. Weitere Alternativen, die für entsprechende Patienten in Frage kommen können, sind unter anderem die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie und gegebenenfalls auch eine Verhaltenstherapie. Da keine genauen Vorgaben für die analytische Psychotherapie festgeschrieben sind, können während der Sitzungen auch Methoden aus anderen Bereichen zum Einsatz kommen.
Die Kosten für die analytische Psychotherapie werden in Deutschland von den gesetzlichen Krankenversicherungen übernommen. Dazu ist normalerweise eine Antragstellung notwendig beziehungsweise eine Begutachtung.
Letzte Aktualisierung am 20.05.2021.