Soziale Kompetenz ist die Bezeichnung für die Fähigkeiten, mit anderen Menschen gekonnt umgehen zu können. Soziale Kompetenz ist also die Anwendung von passenden Verhaltensweisen für die jeweilige Situation, welche insgesamt gesehen Vorteile bringen.
Bestehen bei einem Menschen deutliche Schwierigkeiten bei den sozialen Fähigkeiten, so wirkt er unsicher und hat oft wenig Erfolg in verschiedenen Bereichen des Lebens. Hier kommt ein Training sozialer Kompetenz in Frage. Mehrere solcher Trainingsmethoden, Programme und Seminare wurden entwickelt. Es handelt sich im Prinzip um Maßnahmen aus der Verhaltenstherapie. Eines der am häufigsten eingesetzten Verfahren ist das Gruppentraining Sozialer Kompetenzen (GSK).
Ein solches Training wird bei einem Mangel an sozialen Kompetenzen eines Menschen vorgenommen. Soziale Kompetenzen werden vor allem in der Berufswelt auch als Soft Skills („weiche Fähigkeiten") bezeichnet. Eine kurze, umfassende Definition der sozialen Kompetenz lässt sich nicht genau stellen. Von Fachleuten wird soziale Kompetenz als die Fähigkeit beschrieben, in verschiedenen zwischenmenschlichen Situationen Verhaltensweisen abzurufen, die auf Dauer mehr Vorteile als Nachteile bringen.
Diese Fähigkeiten zeigen sich an Verhaltensweisen wie Emotionen zeigen können, angemessene Reaktionen haben, anderen mit Respekt begegnen, auf seinen Rechten beharren und nein sagen können, jedoch die Rechte anderer nicht verletzen, in der Öffentlichkeit sprechen können, in einem Team arbeiten können, aber auch Führungsqualitäten aufweisen. Zusammengefasst werden die Eigenschaften auch als Emotionale Intelligenz.
Ein Training sozialer Kompetenz ist für diejenigen Menschen interessant, die Defizite in diesen Bereichen haben. Es handelt sich ganz allgemein um unsichere, schüchterne Menschen. Häufig trifft es auf Kinder oder Jugendliche zu, oft aber auch auf erwachsene Personen. Eine Rolle spielen das Umfeld der Betroffenen und speziell die Erlebnisse in der Kindheit, aber auch die grundlegende Persönlichkeit. Mangelnde soziale Kompetenz hängt oft mit psychischen Störungen wie Angst (beispielsweise soziale Phobie) und Depressionen sowie auch Suchterkrankungen und körperlichen Symptomen durch psychische Schwierigkeiten (psychosomatische Störungen) zusammen.
Patienten in der Psychiatrie oder Gefängnisinsassen haben nicht selten starke Schwierigkeiten mit dem sozialen Umgang und können von einem Kompetenztraining besonders profitieren. Es wird oft beim Wiedereintritt in das Alltagsleben vorgenommen. Andere Personen trainieren ihre so genannten Soft Skills, um mehr Erfolg im Beruf zu erlangen.
Mit einem Training sozialer Kompetenz soll einem Menschen gelehrt werden, sich angemessen und gekonnt in bestimmten Situationen zu verhalten. Der Teilnehmer sollte zumindest eine ausreichende Eigenmotivation mitbringen, an seinen Einstellungen und Verhaltensweisen etwas zu ändern. Die Trainer sind in der Regel geschulte Fachleute wie beispielsweise Psychologen, Psychiater, Sozialpädagogen oder Erzieher. Vom Prinzip her handelt es sich um eine Art Verhaltenstherapie.
Zu jedem Training sozialer Kompetenz gehört eine Diagnose, bei der Art und Ausmaß der Schwächen festgestellt werden. Dabei kommen neben dem Gespräch (Anamnese) auch Methoden wie spezielle Fragebögen oder das Nachspielen von Situationen zum Einsatz.
Die Schulung beinhaltet Gespräche und Erklärungen, bei denen der Leiter über soziale Kompetenzprobleme und ihre Ursachen sowie die geeigneten Trainingsmethoden berichtet. Kern des Trainings bilden jedoch die Maßnahmen selbst, in denen soziale Situationen oft konkret geübt werden. Vielfach eignet sich dazu das Rollenspiel. Der Betroffene begibt sich als Training aber auch in Situationen des realen Lebens.
Das Kompetenztraining kann weitere Elemente mit einbeziehen wie beispielsweise ein Entspannungsverfahren. Mit diesem kann die Nervosität bekämpft werden, die bei Betroffenen oft im Rahmen zwischenmenschlicher Kommunikation vorkommt. Vielfach wird das Training mit anderen psychologischen oder psychotherapeutischen Methoden kombiniert.
Es gibt mehrere Ansätze sozialer Kompetenztrainings. Einige dieser Methoden wurden speziell von Psychologen und anderen Fachleuten entwickelt und haben einen geordneten Ablauf. Andere sind als offene Trainingsveranstaltungen angelegt.
Zu den wichtigsten Trainingsverfahren sozialer Fähigkeiten gehören:
Das Gruppentraining sozialer Kompetenzen unterscheidet in ihrem Konzept drei Arten von sozialen Situationen. Diese sind beschrieben als Durchsetzen des zustehenden Rechts, Äußerung von Gefühlen und Wünschen innerhalb von Beziehungen sowie Werben um Sympathie bei höher angesehenen Menschen. In Übungen werden solche Gegebenheiten durchgespielt. Das Gruppentraining ist zwar in sich strukturiert, aber auch flexibel anwendbar und deshalb für verschiedene Personengruppen geeignet.
Es handelt sich um eine weitere strukturierte Trainingsform für Gruppen. Besondere Bedeutung im Personal Effectiveness Training hat die Körpersprache (nonverbale Kommunikation). Die Methode verwendet Rollenspiele und anschließende Besprechung, ohne dass negative Kritik gegeben wird.
Dieses Programm wird auch Selbstsicherheits-Training (englisch: Assertiveness Training Programme) genannt. Es beinhaltet Rollenspiele für verschiedenste Situationen, deren Aufgaben auch im wirklichen Leben ausgeführt werden. Im Assertiveness-Training-Programm gibt es vier Formen von sozialen Fähigkeiten, die eingeübt werden, nämlich Forderungen stellen, Nein sagen können, Beziehungen herstellen und mit Kritik umgehen können (beziehungsweise im Mittelpunkt stehen können).
Es finden sich einige weitere standardisierte Methoden, soziale Fähigkeiten zu erwerben. Die meisten Vorgehensweisen sind für bestimmte Personengruppen entwickelt worden wie beispielsweise für psychiatrische Patienten, Häftlinge oder für Angehörige sozialer Berufe.
Die Trainingseinheiten finden meist in der Gruppe statt, da Rollenspiele durchgeführt werden können und sich die Mitglieder gute Verhaltensweisen von anderen Teilnehmern abschauen können. Das Training sozialer Kompetenz läuft an einer Reihe von Terminen ab, in der Regel zwischen 6 und 15 Sitzungen. Vor dem eigentlichen Training erfolgen die Untersuchungen und Tests, wie stark und in welchen Bereichen die sozialen Fähigkeiten eingeschränkt sind.
Dann folgt eine Erklärung der Zusammenhänge durch den Trainer und die Festlegung der Trainingsziele. Der Hauptteil des Trainings sind die verschiedenen Übungen selbst, bei denen soziale Situationen nachgespielt werden können. In unterschiedlichem Ausmaß finden Entspannungsverfahren und weitere Maßnahmen aus anderen Bereichen statt. Im Anschluss an die Trainingsreihe erfolgen oft Nachuntersuchungen.
Risiken bei einem sozialen Kompetenztraining sind meist gering und treten nur selten auf. Manche Situationen in dem Training können belastend sein und die Unsicherheit mitunter vergrößern. Für Patienten mit einer derzeitigen Psychose (schwerer psychischer Störung mit verzerrter Realitätswahrnehmung), heftigen Aggressionen oder stärkeren Sprachschwierigkeiten ist ein Training sozialer Kompetenz nicht geeignet.
Im Allgemeinen kann die soziale Kompetenz mit einem Training gesteigert werden. In den meisten Untersuchungen bezüglich des Themas konnte bei den gängigen Methoden eine Verminderung der Schwierigkeiten im sozialen Umgang nach dem Training festgestellt werden.
Das gilt sowohl für den kurzfristigen Effekt als auch für die Langzeitwirkung. Die Erfolge sind meist umso größer, je motivierter der Patient im Alltagsleben ist, das Erlernte anzuwenden. Bei manchen Personen zeigen sich jedoch auch durch das Training keine Erfolge.
In einigen Fällen können sich andere Methoden besser eignen als das soziale Kompetenztraining, beispielsweise eine andere Art der Verhaltenstherapie. Für Partnerschwierigkeiten eignet sich meist eine Paartherapie oder Eheberatung besser.
Als Verhaltenstherapie kann das Training sozialer Kompetenz in einigen Fällen von der Krankenkasse übernommen werden. Der Klient sollte sich informieren, ob eine Kostenübernahme möglich ist.
Letzte Aktualisierung am 25.05.2021.